Neue Chance beim Nierenzellkarzinom

FRANKFURT AM MAIN (ner). Bislang unheilbare Krebserkrankungen können mit neuen Therapien zumindest in chronische Krankheiten umgewandelt werden. Jüngstes Beispiel für diesen Trend in der Onkologie ist das metastasierte Nierenzellkarzinom.

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Bislang sprachen lediglich 5 bis 20 Prozent der Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom auf die Standardbehandlung mit Interferon-alpha oder Interleukin 2 an. Das berichtete Professor Siegfried Seeber vom Westdeutschen Tumorzentrum in Essen. Komplettes Ansprechen bedeutet vollständiges Verschwinden aller Tumoren für mindestens vier Wochen.

Klassische Säulen der Onkologie wie Chemotherapie, Hormonbehandlung oder Bestrahlung sind beim Nierenzellkarzinom unwirksam. In Pilotstudien beobachtete man mit dem Multikinase-Hemm- stoff Sunitinib dann jedoch eine Ansprechrate von 42 Prozent, sagte Seeber bei einer Pressekonferenz des Unternehmens Pfizer in Frankfurt am Main.

Eine Phase-III-Studie hat die klinische Effektivität bestätigt. Daraufhin wurde Sunitinib (Sutent®) vor einigen Monaten in Europa zugelassen (wir berichteten). Jeweils 375 Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom erhielten, meist nach Nephrektomie, randomisiert entweder Interferon-alpha oder Sunitinib. 31 Prozent der Patienten sprachen auf die Behandlung mit dem Kinasehemmer partiell oder komplett an, bei weiteren 48 Prozent stabilisierte sich die Krankheit.

Das bedeute, dass fast 80 Prozent der Patienten von der neuen Therapie profitierten, sagte der Urologe Professor Jan Roigas aus Berlin. Bei Patienten mit Interferon-Therapie betrug die Ansprechrate lediglich sechs Prozent. Bei 49 Prozent stabilisierte sich die Krankheit (NEJM 356, 2007, 115). Sunitinib unterdrückte die Tumorprogression mehr als doppelt so lange wie Interferon: elf versus fünf Monate. Endgültige Daten zum Gesamtüberleben liegen noch nicht vor.



STICHWORT

Nierenzellkarzinom

Pro Jahr erkranken in Deutschland 13 000 Menschen am Nierenzellkarzinom. Damit macht diese Krebsform ungefähr 95 Prozent aller Nierentumoren aus. Bei Männern kommt das Nierenzellkarzinom etwa doppelt so häufig vor wie bei Frauen. Lokalisierte Nierenzellkarzinome haben mit Fünf-Jahres-Überlebensraten von 90 Prozent eine gute Prognose. Bei jährlich etwa 4000 neu erkrankten Patienten bestehen jedoch bereits Metastasen. Von diesen Patienten überleben bislang nur 20 Prozent das erste Jahr nach der Diagnose. (ner)

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