Neuer Standard für alte Myelom-Patienten

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Vor allem in der Onkologie hat die ambulante Behandlung eine wachsende Bedeutung.

Vor allem in der Onkologie hat die ambulante Behandlung eine wachsende Bedeutung.

© Foto: Aura

Viel diskutiert wurde beim Deutschen Krebskongress über die Früherkennung des Prostata-Karzinoms und den Stellenwert der PSA-Messung. Ein Thema war auch die Therapie bei alten Myelom-Patienten. Und es wurden neue Studiendaten zur Hormontherapie bei Brustkrebs und zur Behandlung bei Leukämie vorgestellt.

Neuer Standard für alte Myelom-Patienten

BERLIN (ugr). Für die Behandlung älterer, unvorbehandelter Myelom-Patienten zeichnet sich eine neue Therapieoption ab: Wird die Standardtherapie aus Melphalan und Prednison mit dem Proteasom- Hemmer Bortezomib kombiniert, steigen Ansprech- und Remissionsraten sprunghaft an.

Darauf hat Dr. Martin Kropff von der Myelomambulanz der Uniklinik Münster beim Krebskongress in Berlin hingewiesen. Kropff stellte Ergebnisse der Phase-III-Studie VISTA* vor, an der 682 unvorbehandelte Erkrankte über 65 Jahren (medianes Alter 71 Jahre) teilgenommen hatten.

Über 80 Prozent hatten eine komplette Remission

Die Patienten erhielten entweder die Standardtherapie aus Melphalan und Prednison (MP) oder eine Kombination aus Standardtherapie plus Bortezomib (Velcade®). "Die VMP-Kombination war im direkten Vergleich dem bisherigen Therapiestandard deutlich überlegen", sagte Kropff bei einem Symposium der Firma Ortho Biotech. Das Ansprechen für die Dreierkombination betrug 82 Prozent mit einer kompletten Remissionsrate von 35 Prozent und fiel damit erheblich höher als unter MP aus (50 Prozent Ansprechen, 5 Prozent Komplettremission).

Weniger als fünf Prozent Plasmazellen im Knochenmark

Komplettremission bedeutet, dass in Blut und Urin das von den Plasmozytomzellen synthetisierte M-Protein nicht mehr nachweisbar ist und der Anteil der Plasmazellen im Knochenmark nur noch fünf Prozent beträgt. Die Zeit bis zur Progression lag bei 24 versus 16,6 Monaten zugunsten der Dreierkombination. Insgesamt lebten nach zwei Jahren noch 83 Prozent der Patienten des Bortezomib/Melphalan/Prednison-Studienarms - im Vergleich zu 70 Prozent der Patienten des Melphalan/Prednison-Studienarms.

Die erste Auswertung im Herbst 2007 hatte zu einer vorzeitigen Beendigung der Randomisierung geführt. Mehr als die Hälfte der Patienten der Kontrollgruppe sind auf die Dreifachkombination umgestiegen. Auch hier erwartet Kropff in späteren Analysen verbesserte Remissionsraten, wenngleich "die sehr guten Ergebnisse der Primärtherapie nicht mehr eingeholt werden können".

Die Rate unerwünschter Ereignisse vom Grad 3 und 4 lag bei der VMP-Kombination etwas höher als unter der Standardtherapie (43 zu 36 Prozent); häufigste Komplikationen waren periphere Neutropenien und Thrombozytopenien. Kropff: "Insgesamt waren die unerwünschten Ereignisse beherrschbar und führten nicht zu einem Therapieabbruch." Die Neutropenien besserten sich bei der Hälfte der Patienten innerhalb von 3,5 Monaten, Thrombozytopenien waren meist vollständig reversibel. Kropff empfahl darüber hinaus, vor Therapiebeginn eine Herpes-zoster-Prophylaxe zu machen.

Zulassungsverfahren für die Erstbehandlung läuft

Derzeit ist der Proteasom-Hemmer als Monotherapie bei Myelom nach Vortherapie zugelassen. Das Zulassungsverfahren der Triple-Therapie zur Erstbehandlung läuft. Kropff: "Ist die Zulassung erteilt, haben wir einen neuen Standard für Ältere und für Patienten, die nicht für Hochdosischemotherapie und Stammzelltransplantation geeignet sind."

* VISTA bedeutet: Velcade as Initial Standard Therapy in Multiple Myeloma: Assessment with Melphalan and Prednisone

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