Radiojod scheint das Risiko für Krebs kaum zu erhöhen

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Szintigraphie der Schilddrüse mit autonomem Adenom im rechten Lappen - ein typischer Fall für eine Radiojodtherapie.

Szintigraphie der Schilddrüse mit autonomem Adenom im rechten Lappen - ein typischer Fall für eine Radiojodtherapie.

© Prof. Dr. R. Hehrmann

Für Radiojod gibt es keine Hinweise auf ein erhöhtes Krebsrisiko - weder in der Schilddrüsendiagnostik noch in der Therapie.

Von Werner Stingl

MÜNCHEN. Übergewicht könnte sich bei einem Patienten stärker auf das Risiko eines Schilddrüsenkarzinoms auswirken als eine Schilddrüsendiagnostik oder -therapie mit der Substanz Radiojod.

Die Radiojodtherapie ist seit mehr als 60 Jahren bei benignen Schilddrüsenerkrankungen wie Morbus Basedow oder Autonomien etabliert. Sie wird weltweit millionenfach vorgenommen.

In der wissenschaftlichen Literatur lassen sich keine konsistenten Hinweise auf ein erhöhtes Krebsrisiko durch diese Maßnahme finden. Das gelte auch für die Diagnostik mit Radiojod, berichtete Professor Markus Luster auf einem vom Unternehmen Merck Serono unterstützten Schilddrüsen-Symposium in München.

Nach Auswertung der wichtigsten Langzeitstudien der letzten 20 Jahre aus der wissenschaftlichen Literatur zieht der Nuklearmediziner vom Universitätsklinikum Ulm folgendes Fazit:

  • Nach einer Radiojodtherapie sind die Gesamtsterberaten leicht erhöht. Detailanalysen zufolge liegt das aber eher an den kardialen Komplikationen der vorbestehenden Hyperthyreose als an der Strahlenbelastung durch die Therapie.
  • Die Mehrzahl der Studien ergab keine Zunahme der Sterberaten durch Krebs infolge einer Radiojodtherapie. In Studien, in denen doch eine leichte Zunahme festgestellt wurde, geht sie eher auf andere Malignome zurück - etwa des Magen-Darm-Traktes - als auf Karzinome der Schilddrüse.
  • Je nach ausgewerteter Studie ist die Inzidenz von Schilddrüsenkarzinomen nach Radiojodtherapie von 0 bis zum Faktor drei erhöht. Als Grund für diese Variation sieht Luster die Selektion der Teilnehmer. Das werde zum Beispiel in einer Studie zur Radiojoddiagnostik offenbar: Eine vermeintlich erhöhte Inzidenz von Schilddrüsenkarzinomen ging verloren, sobald die Daten von jenen Patienten aus der Analyse ausgeklammert wurden, die wegen eines Verdachts auf Schilddrüsenmalignom zur Untersuchung gekommen waren
  • Das Krebsrisiko durch Radiojod wird weiter relativiert durch das Ergebnis, dass Übergewicht eventuell gravierender ist. Hinweise darauf lässt eine 2008 in "The Lancet" veröffentlichte Metaanalyse erkennen, in die fast 300 000 Patienten einbezogen waren. Demnach erhöht bei Männern ein Anstieg des Body-Mass-Index um fünf kg/m2 das relative Risiko eines Schilddrüsenkarzinoms um ein Drittel.
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