Krebs nach Transplantation: Therapie in Aussicht

Mit einer Organtransplantation steigt das Risiko, an einem Lymphom zu erkranken. Von Vorteil ist dann eine sequenzielle Immunochemotherapie, haben deutsche Forscher herausgefunden.

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In der Kiste reist das Lymphom-Risiko mit: Kieler Forscher arbeiten an einer Therapie dagegen.

In der Kiste reist das Lymphom-Risiko mit: Kieler Forscher arbeiten an einer Therapie dagegen.

© Mathias Ernert

KIEL (eb). Deutsche Forscher haben eine neue Therapie entwickelt, mit der die Überlebenschancen von Patienten, die nach einer Organtransplantation an Krebs erkranken, deutlich steigen.

Die Therapie richtet sich gegen Posttransplantations-Lymphom (PTLD), die zweithäufigste bösartige Erkrankung nach einer Organtransplantation, teilt das Uniklinikum Schleswig-Holstein mit.

Bis zu zehn Prozent aller Transplantations-Patienten seien von einer der vielen Ausprägungen dieser Erkrankungen betroffen.

Auf der Jahrestagung der US-amerikanischen Gesellschaft für Hämatologie im Dezember präsentierte die Deutsche PTLD Studiengruppe unter Leitung von Privatdozent Dr. Ralf Ulrich Trappe vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, Ergebnisse der sogenannten PTLD-1-Studie.

In der Studie wurde die Therapie mit Rituximab und einer darauf folgenden Chemotherapie (CHOP) geprüft.

Erfolg bei 90 Prozent der Patienten

"Mit der sequenziellen Immunochemotherapie ist eine neuer weltweiter Therapiestandard für CD20-positive Posttransplantationslymphome definiert, der zu einem erheblichen Überlebensvorteil der Patienten gegenüber einer alleinigen Gabe von Rituximab führt", wird Trappe in der Mitteilung des Uniklinikums zitiert.

Die Ergebnisse der Studie wurden zeitgleich publiziert (The Lancet Oncology 2011; online 13. Dezember).

Nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von fünf Jahren definiert die PTLD-1-Studie einen neuen Therapiestandard: "Die Ergebnisse sind überzeugend sowohl in ihrer Qualität als auch in der erreichten Effektivität und Sicherheit für die Patienten", sagt Trappe.

In der bisher größten Phase-II-Studie auf diesem Gebiet zeigte die sequenzielle Therapie mit vier Gaben des Antikörpers Rituximab und einer darauf folgenden viermaligen dreiwöchentlichen Chemotherapie nach dem CHOP Schema bei 90 Prozent der Patienten Wirksamkeit (vollständiger oder teilweiser Rückgang der Tumore).

Wirksamkeit war lang anhaltend

Erfreulicherweise war die Wirksamkeit lang anhaltend: bei 80 Prozent dieser Patienten schritt die Erkrankung in den nächsten fünf Jahren nicht weiter fort.

Die Hälfte dieser bereits vorher schwer erkrankten Patienten lebte nach der Tumordiagnose mehr als 6,6 Jahre - der nach Angaben des Uniklinikums beste für Patienten mit dieser Krankheit jemals berichtete Wert.

"Insbesondere im Vergleich mit einer alleinigen Therapie mit dem Antikörper Rituximab, auf die nur im Falle eines Nichtansprechens oder eines Rückfalls eine Chemotherapie folgt, ist die sequenzielle Therapie, gemessen am Therapieansprechen und Gesamtüberleben, deutlich überlegen", erklärt Trappe in der UKSH-Mitteilung.

Komplikationsrate der Chemo wurde deutlich reduziert

Eine besondere Herausforderung in der Therapie bei Patienten mit Immunsuppression besteht in der Vermeidung von Infekten: Im Rahmen der PTLD-1 Studie war daher eine Medikation zur Stabilisierung der Anzahl weißer Blutkörperchen (G-CSF-Prophylaxe) vorgeschrieben sowie eine antibiotische Prophylaxe dringend empfohlen.

Durch diese Maßnahmen, mehr aber noch durch die definierte zeitliche Abfolge von Antikörper- und Chemotherapie, habe die Komplikationsrate der Chemotherapie deutlich reduziert werden können, so das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein.

Ziel der Deutschen PTLD Studiengruppe sei es, diese Ergebnisse in aktuellen Studien noch weiter zu verbessern und auch für andere Patienten mit Tumorerkrankungen moderne und zukunftsweisende Therapien zu entwickeln.

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