Onkologen

Zentrum muss nicht Klinik sein

Krebspatienten sollten in spezialisierten Zentren behandelt werden, hat die AOK empfohlen. Das müssten aber nicht automatisch Kliniken sein, stellt der Onkologenverband klar.

Veröffentlicht:

KÖLN. Für eine präzisere Begrifflichkeit in der Debatte über die Versorgung von onkologischen Patienten setzt sich Professor Stephan Schmitz ein, Vorsitzender des Berufsverbands der Niedergelassenen Onkologen und Hämatologen in Deutschland.

Er warnt vor der verkürzenden und oft missverständlichen Aussage, dass Krebskranke am besten in spezialisierten Zentren behandelt werden sollten.

Wenn der Begriff "Zentrum" gleichbedeutend mit "Krankenhaus" gebraucht wird, dann sei die Botschaft falsch, sagt Schmitz. "Geht es um Zentren im Sinne von Netzwerken, dann können wir die Aussage voll unterstützen."

In der Onkologie gebe es etablierte Netzstrukturen, in denen die Patienten gut versorgt werden, betont der niedergelassene Onkologe aus Köln. In den Hodgkin-Studien arbeiteten niedergelassene Ärzte, Unikliniken und kleinere Krankenhäuser seit 20 Jahren interdisziplinär zusammen.

"Das ist ein Netzwerk, das für eine bessere Versorgung sorgt." Es sei unerheblich, ob das unter dem Etikett "Zentrum" laufe oder nicht.

Gerade wenn es um die Behandlung von Frauen mit metastasierendem Mammakarzinom geht, würde immer wieder der Eindruck erweckt, sie könnten nur in Kliniken oder Brustzentren adäquat versorgt werden, ärgert sich Schmitz. "Dafür gibt es keine Evidenz."

Gerade die Betreuung von Patientinnen mit fortgeschrittenem Brustkrebs sei ein Schwerpunkt der niedergelassenen Onkologen. Während der gesamten Therapie hätten die Patientinnen den gleichen erfahrenen, engagierten Facharzt als persönlichen Ansprechpartner, sagt er.

Kooperation und Koordination entscheidend

Dabei koordinierten die niedergelassenen Krebsspezialisten die gesamte Versorgung innerhalb ihres interdisziplinären und Sektoren übergreifenden Netzwerks. Notwendig für die optimale Versorgung der Patienten sei die Kooperation der Behandler. "Das ist die einzige Evidenz, die ich kenne."

Auch Matthias Mohrmann, Vorstand der AOK Rheinland/Hamburg, sieht in der Zusammenarbeit von Kliniken und niedergelassenen Onkologen und Hämatologen eine wichtige Voraussetzung für eine gute Versorgung.

"Die Kooperation und die Koordination sind das Entscheidende", sagt er. Bei der Zusammenarbeit der Sektoren gebe es noch Verbesserungsbedarf.

Die Kasse hatte vor einigen Wochen anlässlich der Veröffentlichung ihres Onkologie-Reports 2013 dafür plädiert, dass Krebskranke in spezialisierten und zertifizierten Zentren behandelt werden sollten.

Die Bezeichnung "Zentrum" sei ambivalent, räumt Mohrmann ein. "Aber es gibt keinen anderen brauchbaren Begriff."

Es sei nie das Ziel gewesen, niedergelassene Fachärzte und Kliniken gegeneinander auszuspielen, stellt der AOK-Vorstand klar. Entscheidend sei, dass die Patienten von spezialisierten Ärzten behandelt werden. (iss)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Prostatektomie

Roboterassistierte Chirurgie senkt Komplikationsraten

Kooperation | In Kooperation mit: AOK-Bundesverband

Screening mit digitaler Brusttomosynthese

KI könnte jedes dritte Intervallkarzinom verhindern

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Schematische Wirkprinzipien verschiedener immuntherapeutischer Ansätze beim Multiplen Myelom

© Johnson & Johnson

Therapie des Multiplen Myeloms

Ebnet die Präzisionsmedizin den Weg zur funktionellen Heilung dieser Neoplasie?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Janssen-Cilag GmbH, Neuss
Abb. 1: APPULSE-PNH-Studie: Hämoglobin-Werte und ARC während des 24-wöchigen Studienzeitraums

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie (PNH)

Nach Umstellung auf Iptacopan: Hämoglobin-Wert klinisch relevant verbessert

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Tab. 1: Im Rahmen des Ringversuchs eingesetzte Anti-Claudin-18.2-Antikörperklone: Erfolgsraten und Problemanalyse. Berücksichtigt wurden Antikörper, die in 2 Laboren verwendet wurden

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Adenokarzinom des Magens/gastroösophagealen Übergangs

Claudin-18.2-Testung – wichtige Aspekte in der Praxis

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Astellas Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Willkommenskultur

Neu im Team? Was Praxen beim Onboarding beachten sollten

Interview mit Leitlinien-Koordinator

Gonarthrose-Therapie: „Nur wenige Maßnahmen wirken“

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren