Mobilfunk-Strahlung

Bremer Studie sieht erhöhtes Krebsrisiko

Unter Worst-Case-Bedingungen erhöhte sich im Versuch an Mäusen die Krebsrate.

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BREMEN. Handy-Strahlung kann zumindest bei Mäusen das Krebswachstum fördern, teils sogar bei Feldstärken unterhalb der derzeit gültigen Grenzwerte.

Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der privaten Elitehochschule "Jacobs University Bremen" im Auftrag des Bundesamts für Strahlenschutz.

Wie der Studienleiter Professor Alexander Lerchl erläuterte, hatte sein Team einer Gruppe von Mäusen ein Karzinogen gespritzt.

Eine weitere Gruppe bekam ebenfalls dieses Mittel, wurde aber zusätzlich lebenslang elektromagnetischen Feldern ausgesetzt, wie sie auch von Mobiltelefonen erzeugt werden.

Dabei habe sich gezeigt, dass bei den Tieren mit der zusätzlichen Strahlenbelastung doppelt so häufig Tumore an Leber und Lunge auftraten wie bei denjenigen Tieren, die nur das Karzinogen bekommen hatten. Auch Lymphome seien häufiger aufgetreten.

Die erhöhten Tumorraten entstanden nach Lerchls Angaben zum Teil auch schon bei Strahlenbelastungen, die nur halb so hoch waren wie der für Menschen gültige Ganzkörpergrenzwert, der bei 80 Milliwatt pro Kilogramm Körpergewicht liege.

Vor allem dies sei das Neue an der Studie.

Nach Ansicht Lerchls ist dieses Ergebnis aber kein Beleg dafür, dass Mobilfunkfelder für sich genommen Krebs erzeugen könnten. Das Fraunhofer-Institut in Hannover habe dies bereits getestet und keinen solchen Zusammenhang feststellen können.

Aber, so Lerchl: "Unsere Studie zeigt, dass Mobilfunkfelder die Ausbreitung vorhandener Tumore verstärken."

Für die einzelnen Verbraucher sieht der als eher mobilfunkfreundlich geltende Professor bisher keinen Handlungsbedarf.

Denn seine Versuchsanordnung sei ein Worst-Case-Szenario gewesen: Die Mäuse seien bereits seit der Schwangerschaft ihr Leben lang rund um die Uhr bestrahlt worden und hätten zusätzlich das krebserregende Mittel bekommen. Dennoch empfiehlt der Professor weitere Forschungsprojekte. (stg)

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