Onkologie

Bedeutet "Big Data" auch großer Nutzen?

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Krebsforscher wollen komplette Genome sequenzieren, um maßgeschneiderte Therapien empfehlen zu können. Doch es gibt Zweifel: Ist der Aufwand gerechtfertigt?

MANNHEIM. Am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT), Heidelberg, sollen künftig bei allen Krebskranken das Tumorgenom und ein gesundes Referenzgenom komplett sequenziert werden.

Der Vergleich beider Sequenzen liefert einen individuellen Katalog somatischer Mutationen, anhand dessen sich individuelle Angriffspunkte für Tumortherapien identifizieren lassen.

Was intuitiv überzeugend klingt, ist ein enormer Aufwand. Pro Genom werden drei Milliarden Basenpaare jeweils 30 Mal gelesen, um zuverlässige Datensätze zu erhalten.

Das NCT hat dafür zehn neue Sequenziermaschinen erworben, die zusammen etwa 18.000 Patienten pro Jahr analysieren können. "Dabei entstehen Datenmengen von 5 bis 10 Terabyte pro Tag", sagte Dr. Matthias Schlesner vom DKFZ beim Internistenkongress. Schlesner ist überzeugt, dass sich der Aufwand lohnt.

In der kürzlich abgeschlossenen Pilotphase der deutschlandweiten Studie INFORM bei Kindern mit Tumorrezidiven seien die Ansprechraten beeindruckend gewesen.

Im Publikum war dennoch eine gewisse Skepsis zu vernehmen. Diskutiert wurde, ob das Verfahren wirklich oft genug zu Veränderungen der Therapieentscheidungen führt.

Schlesner sagte, dass die IT-basierte Analyse bei mehr als der Hälfte der Kinder in der Studie INFORM Zusatzinfos habe liefern können. Er gab aber auch zu, dass diese Quote bei Erwachsenen deutlich geringer ist. Eine andere Frage: Wäre die Mutationsdiagnostik mit Biomarker-Panels nicht günstiger?

Hier gab Schlesner zu bedenken, dass die Kosten für die Sequenzierung stark fallen. Dadurch werde die ungezielte Komplettsequenzierung preislich konkurrenzfähig, vor allem wenn berücksichtigt werde, dass dadurch deutlich mehr Informationen verfügbar seien. (gvg)

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