DGIM 2017

Die Initiative "Klug entscheiden"

In der Initiative "Klug entscheiden", die auch beim DGIM-Kongress vorgestellt wurde, hat unter anderen die DGHO Empfehlungen zur Vermeidung von Über- und Unterversorgung erarbeitet.

Veröffentlicht:

Die Innovationskraft in der Hämatologie und Onkologie sei nach wie vor ungebremst. Das eröffne viele neue Behandlungsperspektiven, gleichzeitig würden die Therapien immer komplexer, so die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) in einer Mitteilung: Anlass für die DGHO, eigene Empfehlungen zur Vermeidung von Unter- und Überversorgung zu formulieren. Aus Sicht der Fachgesellschaft sei eine mögliche Überversorgung in der Hämatologie und Medizinischen Onkologie aber das Hauptproblem, so die DGHO. Sie listet als "Negativ-Empfehlungen":

» CT und/oder PET bei Patienten mit aggressivem Lymphom und Hodgkin-Lymphom ohne Symptome sollen in der Nachsorge nach Therapieende nicht routinemäßig durchgeführt werden. Routine-CT sind verzichtbar bei asymptomatischen Patienten mit CLL.

» Eine spezifische Therapie bei Patienten mit soliden Tumoren soll nicht durchgeführt werden, wenn alle der folgenden Kriterien vorliegen: schlechter Allgemeinzustand (WHO/ ECOG > 2), kein Ansprechen bei vorherigen evidenzbasierten Tumortherapien, keine harte Evidenz, die den klinischen Nutzen weiterer Tumortherapie unterstützt.

» Eine antiemetische Therapie unter Einschluss von NKl-Rezeptor-Antagonisten, welche für hoch emetogene Chemotherapie einschließlich Carboplatin vorgesehen ist, soll unterlassen werden bei Patienten, welche eine Chemotherapie mit niedrigem oder moderatem Risiko für Übelkeit und Erbrechen erhalten.

» Eine gezielte Tumortherapie soll nur gegeben werden, wenn die Tumorzellen den spezifischen Biomarker aufweisen, der ein Ansprechen auf diese Substanz mit hoher Wahrscheinlichkeit erwarten lässt.

» Auf G-CSF im Kontext einer Chemo-induzierten Neutropenie soll in Situationen ohne belegten klinischen Nutzen verzichtet werden. Dies gilt besonders bei manifester Neutropenie (außer bei Infekt mit zusätzlichen Risikofaktoren) und prophylaktisch bei niedrigem Risiko einer febrilen Neutropenie (< 20 %).

Bei den Positiv-Empfehlungen geht es etwa um den "klugen" Einsatz molekularbiologischer Diagnostik. Thematisiert wird auch die Betreuung Krebskranker am Lebensende. In weiteren Positiv-Empfehlungen greift die DGHO die psychoonkologische Mitbetreuung, die Tumorschmerz-Therapie und die Definition einer Therapiestrategie unter Berücksichtigung der individuellen Präferenzen des Patienten auf, nachdem diesem Chancen und Risiken verständlich gemacht worden sind. (mal)

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