Erdbeeren gegen Lungenkrebs

Jeden Tag ein paar Kilo Erdbeeren oder mehrere Liter Beerensaft - damit können Raucher möglicherweise ihr Lungenkrebsrisiko senken. Zumindest rauchende Mäuse konnten in einer Studie dadurch Tumoren entgehen.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Lecker: Die Beere und die Maus.

Lecker: Die Beere und die Maus.

© imagebroker / imago

SOFIA. Ach, wie schön wäre es doch für viele Raucher, würde beim Genuss der Zigaretten nicht latent die Angst vor dem Tumor in der Lunge mitschwingen. Diese Furcht lässt sich immerhin mit Beeren, Beerenextrakten oder Beerensäften bekämpfen.

Ob das bunte Obst tatsächlich ein Lungenkarzinom verhindert, ist zwar nicht bewiesen, aber wenn man sich die Ergebnisse einer Mäusestudie anschaut, kann man sich nach einem Pfund frischer Erdbeeren vielleicht etwas entspannter die nächste Kippe anzünden.

Denn füttert man kleine, rauchende Nager nur intensiv genug mit Beerenextrakt, hat der Tumor kaum eine Chance (Int J Cancer 2012; doi: 10.1002/ijc.27486).

Mäuse rauchten jeden Tag eine Stunde lang

In ihrer Studie ließen Forscher aus Sofia und Genua frisch geborene Mäuse jeden Tag eine Stunde lang Zigaretten rauchen. Dazu leiteten sie den Qualm von handelsüblichen bulgarischen Filterzigaretten der Marke "Sredetz" (Nikotin 0,6 mg; Kondensat 9 mg) in die Käfige von 330 Tieren.

60 Mäuse dienten als Kontrolle, sie bekamen nur frische, gefilterte Luft. Insgesamt konnten die Tiere vier Wochen dem Tabakkonsum frönen, was ihnen in den meisten Fällen aber nicht gut bekam.

So wogen die rauchenden Nager nach einem Monat nur halb so viel wie ihre nicht rauchenden Artgenossen, zeigten vermehrt Zellschäden, Lungenemphyseme, Proliferation von Lungengefäßen, Leberdegeneration und Blasenveränderungen.

Etwa jede dritte Raucher-Maus entwickelte Lungenadenome. Karzinome traten jedoch keine auf, dazu war die Expositionsdauer wohl zu gering oder der Mäusestamm nicht empfindlich genug, berichten die Forscher um Dr. Roumen Balansky.

Rate von Lungenadenomen mehr als halbiert

Ein großer Teil der Raucherschäden ließ sich nun vermeiden, wenn die Mäuse mit Beerenextrakten gefüttert wurden.

So bekam ein Teil der Nager nur Wasser zu trinken, das mit Extrakt der Schwarzen Eberesche (Aronia melanocarpa) oder Erdbeerextrakt versetzt war, und zwar in Konzentrationen von 18 bis 35 Prozent über eine Zeit von sieben Wochen, also auch noch drei Wochen, nachdem der Qualm abgesetzt wurde.

Die Beeren enthalten zahlreiche antioxidative, antiproliferative und entzündungshemmende Substanzen, darunter Polyphenole und Anthocyane.

Geschützt von solchen Wirkstoffen entwickelte nicht mehr jede dritte, sondern nur noch jede siebte rauchende Maus Lungenadenome, bei den rauchfreien Mäusen waren es etwa 5 Prizent.

Doch das war nicht alles: Die Raucher-Mäuse mit Beerenextrakt waren auch etwas größer als Raucher ohne Extrakt, nach acht Wochen gab es praktisch keine Unterschiede mehr zu normalen Mäusen, dagegen wogen Raucher ohne Extrakt auch dann noch etwa ein Viertel weniger.

Zudem waren bei den Mäusen mit Extrakt die zytogenetischen Schäden und die Leberdegeneration geringer ausgeprägt als bei Nagern ohne Extrakt. Signifikante Unterschiede zwischen Aronia- und Erdbeerextrakt gab es aber nicht.

Natürlich lassen sich solche Ergebnisse nicht unbedingt auf Menschen übertragen, aber vielleicht finden sich ja bald genug freiwillige Raucher um eine Präventionsstudie zur Erdbeerdiät zu starten - an Sponsoren aus der Tabakindustrie dürfte es nicht mangeln.

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