Onkologie

Adipositas erhöht Risiko für Endometrium-Ca

Frauen mit gutartigen Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut entwickeln nicht selten ein Karzinom des Endometriums. Jetzt haben Forscher Risikofaktoren dafür entdeckt.

Veröffentlicht:
Eindeutig zu dick.

Eindeutig zu dick.

© UPI Photo / imago

ROCHESTER. Jede vierte Frau mit einem Endometriumkarzinom hatte zuvor einen positiven Befund für gutartige Veränderungen der Schleimhaut in Biopsien oder in Gewebeproben, die per D&C entnommen wurden.

US-Gynäkologen entdeckten nun in einer Fall-Kontroll-Studie mehrere Risikofaktoren für die Entwicklung des Karzinoms. Die stärksten Faktoren sind demnach ein Kolorektalkarzinom in der Anamnese, Endometriumpolypen sowie Adipositas mit einem BMI über 35.

Für die eingebettete Fall-Kontroll-Studie, in der die Daten der "Fälle" und der "Kontrollen" aus einer laufenden Studie zufällig entnommen wurden, standen Informationen von 90 von 370 Frauen zur Verfügung, bei denen zwischen 1970 und 2008 ein Endometriumkarzinom diagnostiziert wurde und bei denen zuvor per Biopsie oder D&C (Dilatation und Curettage) gutartige Veränderungen der Schleimhaut entdeckt worden waren (Obstet Gynecol 2012; 120: 998).

Atypische Hyperplasien wurden nicht nachgewiesen

Atypische Hyperplasien als Vorstufen für Krebs wurden nicht nachgewiesen. Als Kontrollgruppe dienten mehr als 170 Frauen mit benignen Schleimhautveränderungen, die im Studienzeitraum kein Endometriumkarzinom entwickelten.

Die multivariate Regressionsanalyse offenbarte vier Faktoren, die in der einen oder anderen Form mit der Entwicklung eines Karzinoms des Schleimhautgewebes statistisch signifikant assoziiert sind.

Wurden Polypen in der Histologie entdeckt, hatten die betroffenen Frauen im Vergleich zu Frauen ohne Polypen ein vierfach erhöhtes Krebsrisiko (Odds Ratio (OR) = 4,12, 95%-Konfidenzintervall zwischen 1,40 und 12,17; p = 0,01).

Noch etwas höher lag das Risiko für Krebs der Schleimhaut bei einem erblichen Dickdarmkrebs ohne Polyposis (HNPCC, hereditary nonpolyposis colorectal cancer-related malignancy) in der Anamnese (OR = 4,44, 95%-Konfidenzintervall zwischen 1,02 und 19,31; p ‹ 0,05).

Fast dreifach erhöht war das Krebsrisiko schließlich bei Frauen, die einen BMI über 35 hatten. Einen schützenden Effekt hat dagegen der statistischen Auswertung zufolge die Einnahme oraler Kontrazeptiva (OR = 0,18, 95%-Konfidenzintervall zwischen 0,08 und 0,45; p ‹ 0,001).

Schon ein Risikofaktor bedeutet: achtfach erhöhtes Risiko

Insgesamt 86 Patientinnen hatten einen der genannten Risikofaktoren, 39 hatten zwei und sieben Frauen sogar drei Risikofaktoren.

Im Vergleich zu Patientinnen ohne Risikofaktor war die Wahrscheinlichkeit für ein Endometriumkarzinom bei Frauen mit nur einem Risikofaktor bereits um das Achtfache, bei Frauen mit zwei oder mehr Risikofaktoren sogar um fast das 18-Fache erhöht.

Aus den SEER-Daten (Surveillance, Epidemiology, and End Results) für den Zeitraum 2007 bis 2009 geht hervor, dass in den USA das Lebenszeitrisiko für ein Endometriumkarzinom allgemein bei 2,6% liegt.

Da die Daten der aktuellen Studie keine präzisen Aussagen zum Endometriumkarzinomrisiko zulassen, berechneten die Gynäkologen um Dr. Michelle L. Torres von der Mayo Clinic in Rochester im US-Staat Minnesota auf der Grundlage des SEER-Wertes, dass bei Frauen mit nur einem Risikofaktor das Lebenszeitrisiko bei 18% liegt und bei Frauen mit mindestens zwei Risikofaktoren bei 32%.

Die Gynäkologen betonen allerdings, dass auch das nur Näherungswerte sind. Nach Angaben unter anderem der Deutschen Krebsgesellschaft liegt bei Frauen mit einem einzigen Risikofaktor, nämlich mit einer erblichen Belastung durch ein HNPCC-(Lynch)-Syndrom, das Lebenszeitrisiko, an einem Endometriumkarzinom zu erkranken, bei 40% bis 60%.

Gegenmaßnahmen sind Abspecken und regelmäßige Untersuchungen

Um die Wahrscheinlichkeit für ein Endometriumkarzinom zu senken, bietet sich nach Ansicht der US-Gynäkologen unter anderem an, betroffene Frauen etwa zu ermutigen, Gewicht zu reduzieren.

Andere Maßnahmen könnten sein, regelmäßig Ultraschalluntersuchungen der Beckenregion vorzunehmen und gezielt Biopsien der Gebärmutterschleimhaut zu entnehmen.

Eine weitere Möglichkeit könne sein, orale Kontrazeptiva zu empfehlen oder im Extremfall eine prophylaktische Hysterektomie, wie es bei 80% der Frauen mit atypischen Hyperplasien zur Primär- oder Sekundärprävention der Fall ist. (ple)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Cochrane Reviews

HPV-Impfung schützt vor Gebärmutterhalskrebs und Krebsvorstufen

Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Was zur Prophylaxe wirklich nützt

© bymuratdeniz / Getty Images / iStock

Rezidivierende Harnwegsinfekte

Was zur Prophylaxe wirklich nützt

Kooperation | In Kooperation mit: Dermapharm AG
Fast jede Frau macht die Erfahrung einer Blasenentzündung. Häufigster Erreger ist E. coli.

© Kateryna_Kon / stock.adobe.com

Prophylaxe von Harnwegsinfekten

Langzeit-Antibiose nicht mehr First Line

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Dermapharm AG
Plädoyer für die Immunprophylaxe bei Harnwegsinfekten

Experten-Workshop

Plädoyer für die Immunprophylaxe bei Harnwegsinfekten

Kooperation | In Kooperation mit: Dermapharm AG
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Durvalumab im Real-World-Vergleich

© Springer Medizin Verlag

ED-SCLC

Durvalumab im Real-World-Vergleich

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München
Abb. 1: Finale Analyse der SPOTLIGHT-Studie zum fortgeschrittenen, Claudin-18.2-positiven und HER2-negativen Adenokarzinom des Magens/AEG: Gesamtüberleben (PPS-Population)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Adenokarzinom des Magens/gastroösophagealen Übergangs

Zolbetuximab: Standardtherapie bei CLDN18.2+/HER2− Magenkarzinomen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Astellas Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!