Europäer wissen zu wenig über Darmkrebs

MADRID (grue). In Europa wird die Bedrohung durch Lungenkrebs wesentlich höher eingeschätzt als das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Dabei stehen Kolorektal-Karzinome mit jährlich 305 000 Neuerkrankungen bei den Krebs-Krankheiten an erster Stelle.

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Die Zahl der Menschen mit neu erkanntem Dickdarmkrebs überstieg im Jahr 2000 allerdings nur noch um knapp 4000 die Zahl der an Lungenkrebs Erkrankten, wobei gerade beim Lungenkrebs die Inzidenz rasch zunimmt.

Diese Angaben stammen aus einem Report der United European Gastroenterology Federation (UEGF), der bei der Gastroenterologie-Woche in Madrid vorgestellt wurde. Der Bericht "The Burden of Gastrointestinal Disease in Europe" (Aliment Pharmacol Ther 18, Suppl 3, 2003, 7) enthält detaillierte Angaben zur Inzidenz und Prävalenz der wichtigsten Magen-Darm-Erkrankungen mit weiteren Abschnitten zu Leber- und Pankreaskrankheiten.

Ergänzt wird der Bericht durch eine repräsentative Befragung von jeweils 1000 Menschen aus 21 europäischen Ländern zum Thema Darmkrebs. Demnach halten 28 Prozent der Europäer Darmkrebs für die häufigste Tumorerkrankung und 51 Prozent Lungenkrebs.

Fragen zu Risikofaktoren und Vorsorge wurden - unabhängig von Alter, Geschlecht und Bildung der Befragten - regional recht unterschiedlich beantwortet. So wissen zwar 70 Prozent der Norweger, aber nur 44 Prozent der Italiener, daß über 50jährige ein erhöhtes Darmkrebs-Risiko haben.

Dennoch wissen nur 45 Prozent der Norweger, aber 57 Prozent der Italiener und sogar 63 Prozent der Deutschen, daß es einen einfachen Früherkennungstest auf Darmkrebs gibt. Sofern der kostenlos ist, würden 75 Prozent an einer Vorsorge teilnehmen, so ein weiteres Ergebnis der Umfrage.

Die Realität sieht aber anders aus, wie der UEGF-Vorsitzende Professor Mike Keighley berichtete: In Ländern, die kostenlose Screening-Tests für Darmkrebs anbieten, nehmen nur 40 bis 60 Prozent das Angebot wahr. Erst wenn 80 Prozent der über 50jährigen an einer solchen Aktion teilnehmen, lasse sich die Sterblichkeitsrate an Darmkrebs rechnerisch um etwa 25 Prozent reduzieren. Derzeit leben nach der Diagnose Darmkrebs nur etwa die Hälfte der Patienten länger als fünf Jahre.

Nur europaweite Aufklärungskampagnen könnten die Teilnahme an Vorsorgeprogrammen verbessern. Außerdem sollten die Menschen aufgefordert werden, mit Darmproblemen eher zum Arzt zu gehen. Denn mit Ausnahme der Südeuropäer, so ein Ergebnis der Umfrage, wenden sich die meisten mit solchen Problemen nur ungern an einen Arzt.

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