Ein Enzymtest kann Polypen und Tumoren im Darm aufspüren

GIESSEN (ars). Der Test auf ein tumorspezifisches Enzym namens M2-PK könnte die Früherkennung von Darmkrebs ergänzen. Das Enzym ist einfach in Stuhlproben nachweisbar.

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Der Test eigne sich zur Vorauswahl, wenn es zu entscheiden gilt, ob bei einem Patienten eine Koloskopie zur Diagnose oder zum Ausschluß von kolorektalen Tumoren angezeigt ist. Dieses Fazit zieht eine Arbeitsgruppe um Privatdozentin Carolin Tonus aus Fulda (World Journal of Gastroenterology 12, 2006, 7007).

Für ihre Studie hatten 96 Teilnehmer den ScheBo® Tumor M2-PK™ Stuhltest gemacht. Bei 21 Patienten war zuvor per Darmspiegelung ein rektales Karzinom und bei 33 ein Adenokarzinom festgestellt worden. Bei den 42 Probanden der Kontrollgruppe hatte es keine Auffälligkeiten gegeben.

Die Spezifität des Enzymtests betrug 93 Prozent. Das bedeutet: Bei einem so hohen Anteil der gesunden Teilnehmer verlief er (richtig) negativ. Die Sensitivität des Tests lag bei durchschnittlich 78 Prozent. Das bedeutet: Ein so großer Teil der Patienten mit kolorektalen Tumoren wurde richtig als krank erkannt. Allerdings war die Variationsbreite groß: Bei Kolonkarzinomen war die Sensitivität höher als bei rektalen. Außerdem nahm sie mit fortschreitendem Stadium zu — von 60 Prozent im Stadium T1 bis auf 100 Prozent bei T4.

M2-PK ist die M2-Variante des Enzyms Pyruvatkinase, die in allen proliferierenden Zellen vorkommt, zum Beispiel in Lungen-, Nieren-, Brust- und Zervixkarzinomen. Das Enzym beschleunigt den letzten Schritt bei der Vergärung von Zucker zu Milchsäure. Denn über diesen Weg gewinnen Tumoren und Polypen ihre Energie und nicht wie normale Zellen über den Abbau von Zucker zu Kohlendioxid und Wasser.

Daher ist M2-PK in verändertem Gewebe vermehrt vorhanden und wird dann auch vermehrt in Blut oder Stuhl abgegeben.



STICHWORT

Darmkrebs-Vorsorge

Bei der Früherkennung von Darmkrebs besteht ein Dilemma: Mit Koloskopie lassen sich Polypen und Tumoren zwar mit hoher Sicherheit erkennen. Aber nur wenige Menschen nehmen dieses invasive Verfahren in Vorsorgeuntersuchungen auf sich. In Deutschland sind es nicht einmal zwei Prozent derjenigen, für die das nationale Screeningprogramm in Frage käme. Die bisherigen Tests auf verborgenes Blut im Stuhl wiederum erfordern zwar wenig Aufwand, sind jedoch unspezifisch. (ars)

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