1000 Leben retten - das ist Ziel der Stiftung Lebensblicke

Etwa 27 000 Menschen sterben jährlich an Darmkrebs. In der Region Rhein-Neckar sollen 1000 Menschen davor bewahrt werden - durch Früherkennung.

Von Marion Lisson Veröffentlicht:

LUDWIGSHAFEN. Thorsten Riehle hat am eigenen Körper erfahren, wie wichtig es ist, zur Darmkrebsvorsorge zu gehen. Seit mehr als zehn Jahren führt der Mannheimer das Capitol, ein über die Stadtgrenzen hinaus bekanntes Live- und Eventhaus, in dem Künstler wie Xavier Naidoo und Joy Flemming auftreten.

"Mein Vater ist vor zwei Jahren an Darmkrebs gestorben", berichtet der Capitol-Geschäftsführer bei einer Pressekonferenz in Ludwigshafen. "Zwischen Diagnose und Tod lagen nur vier Wochen", erzählt er.

Darmkrebs in der Familie -man gehört zur Risikogruppe

"1000 Leben retten" heißt die diesjährige Initiative der Stiftung LebensBlicke unter Leitung von Professor Jürgen F. Riemann. Die Aktion hat sich die Prävention von Darmkrebs in der Metropolregion Rhein-Neckar und konkret die Rettung von mindestens 1000 Menschenleben innerhalb von drei Jahren zum Ziel gesetzt.

Thoorsten Riehle und seine 60 Mitarbeiter vom Capitol machen mit. Riehle sitzt vor Journalisten. Er ist es gewohnt, die Werbetrommel für große Veranstaltungen zu rühren. Für ihn sei es keine Frage gewesen, sich an der Aktion zu beteiligen, erzählt er. "Mir war sofort klar, ich gehöre zur Risikogruppe", so der Mannheimer. Untersuchungen bestätigten seine Befürchtungen. "Zum Glück war ich frühzeitig zur Vorsorge. Nur so konnte mir geholfen werden", weiß er heute.

Darmkrebs ist eine Diagnose, die in Deutschland jedes Jahr über 73 000 Menschen mitgeteilt werden muss. Etwa 27 000 Menschen sterben jährlich an Darmkrebs. "Dies ist auch deswegen so tragisch, weil die meisten noch leben würden - wären sie früher und besser über die Krankheit und ihre Verhinderung informiert gewesen", erklärte Riemann, Vorstandsvorsitzender der Stiftung LebensBlicke. Denn bei rechtzeitiger Diagnose betrage die Heilungschance nahezu 100 Prozent. Unbehandelt aber führe Darmkrebs fast immer innerhalb von zwölf Monaten zum Tod.

Macht der Chef mit, zieht der Angestellte nach

Möglichst viele Unternehmen und Organisationen wollen die Initiatoren im Rhein-Neckar-Kreis denn auch für ihr Projekt gewinnen. "Wenn der Chef mit gutem Beispiel voran geht, dann schaffen wir es auch, Männer für die Vorsorgeuntersuchung zu gewinnen", zeigt sich Riemann überzeugt und freut sich in diesem Sinne besonders über die Teilnahme von Thorsten Riehle und seinem Team.

Männer sind generell schwer zu Vorsorgeuntersuchungen zu bewegen, wissen die Initiatoren. Auf betrieblicher Ebene sei es leichter, sie dazu zu bewegen - wenn der Kollege beispielsweise auch mitmacht. "Es muss einfach für jeden selbstverständlich werden", fordert Dr. Matthias Kluckert, Leiter des Fachreferats Arbeitsmedizin der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie.

Bislang schließen sich 60 Unternehmen der Aktion an

60 Unternehmen unterstützen bereits die Aktion im Rhein-Neckar-Kreis - Tendenz steigend. Mit dabei sind beispielsweise das Klinikum der Stadt Ludwigshafen, die Capitol Betriebs GmbH, die Barmer GEK, die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young, die Gemeinde Hüffenhardt, die Städte Frankenthal und Ladenburg, die Thoraxklinik-Heidelberg, HeidelbergCement, der Finanzdienstleister MLP, Fuchs Petrolub, die Evangelische Kirche Pfalz sowie Bombardier Transportation.

Darmkrebs dürfe kein Tabuthema sein, betonten die Initiatoren. Den Menschen müsse deutlich gemacht werden, dass die Darmkrebsvorsorge nicht mit einer Koloskopie gleich zu setzen sei. Am 18. April will der Capitol-Chef gemeinsam mit den Musikern des "Rennquintetts" ein Benefizkonzert zugunsten der Stiftung LebenBlicke veranstalten.

Nähere Informationen zum Konzert im Internet unter: www.capitol-mannheim.de/event/403859/benefizkonzert_rennquintett_und_ljo_brass.html

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