Kanadische Studie

Krebs durch zuviele und "schlechte" Kohlenhydrate?

Einer Studie zufolge könnte eine Ernährung, die den Blutzucker stark und lang ansteigen lässt, es fördern, dass bestimmte Karzinome des Verdauungstrakts und der Prostata entstehen.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Ein Stückchen in Ehren kann niemand verwehren - aber zuviel von raffinierten Mehlen und Zucker erhöht die glykämische Last - mit vielen Folgen.

Ein Stückchen in Ehren kann niemand verwehren - aber zuviel von raffinierten Mehlen und Zucker erhöht die glykämische Last - mit vielen Folgen.

© Lemonlord / fotolia.com

OTTAWA. Ob eine Ernährung, die den Blutzuckerspiegel stark und lang ansteigen lässt, auch das Malignomrisiko nach oben treibt, lässt sich bisher für keine Krebserkrankung eindeutig beantworten.

Einer großen Studie aus Kanada zufolge könnte die Entwicklung von bestimmten Karzinomen des Verdauungstrakts und der Prostata gefördert werden.

Für die Analyse waren Teilnehmer der landesweiten Fall-Kontroll-Studie NECSS (für National Enhanced Cancer Surveillance System) zu ihren Ernährungsgewohnheiten befragt worden (Ann Oncol 2012, online 25. Juli).

20.384 Patienten, die zwischen 1994 und 1997 als neu Erkrankte in einem Krebsregister erfasst worden waren, beantworteten einen validierten Fragebogen zu ihrer Ernährung in den letzten zwei Jahren, ebenso 5039 Kontrollpersonen ohne Krebs.

Kombination aus Art und Menge an Kohlenhydraten wohl entscheidend

Der glykämische Index (GI), ein Maß für den blutzuckersteigernden Effekt der in der Diät enthaltenen Kohlenhydrate, zeigte allein zur Prostata-Ca-Rate eine moderate Assoziation (Odds Ratio 1,26 für die höchste gegenüber der niedrigsten Quartile).

Betrachtete man die glykämische Last (GL), die außer dem glykämischen Index auch die Kohlenhydratdichte von Lebensmitteln berücksichtigt, war ein Zusammenhang mit kolorektalen und Pankreas-Ca zu erkennen: Bei hoher GL gab es mehr Fälle von Karzinomen des Kolorektums (OR höchste versus niedrigste Quartile 1,28), des Rektums (OR 1,44) und des Pankreas (OR 1,41).

Für das Krebsrisiko scheint demnach, mehr als die Art der Kohlenhydrate, die Kombination aus Art und Menge an Kohlenhydraten entscheidend zu sein. Als Mechanismus vermutet man mitogene Effekte, die vom Insulin selbst oder über den Insulin-like growth factor (IGF)-1 angestoßen werden.

Keinerlei Einfluss von GI und GL fand sich in der kanadischen Studie auf Tumoren des Magens, der Leber, der Lunge, der Brust, der Ovarien, der Hoden, der Nieren, der Blase und des Gehirns, Non-Hodgkin-Lymphome, Leukämien und multiple Myelome.

Unterschiedliche Studienergebnisse

Frühere Studien zu diesem Thema waren zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen gekommen. Zum Beispiel fand eine Metaanalyse Hinweise, dass hohe GI-und GL-Werte das Risiko für kolorektale Karzinome erhöhen; in zwei weiteren Metaanalysen konnte das jedoch nicht bestätigt werden.

Das Pankreas-Ca-Risiko war in den meisten Kohortenstudien anders als in der kanadischen Studie weder mit dem GI noch mit der GL assoziiert.

Auch die Prostata-Ca-Rate war nur in einer von vier Studien GI- und/oder GL-abhängig erhöht. Bezüglich des Brustkrebsrisikos ist die Datenlage ebenfalls heterogen.

Die Studienautoren formulieren dementsprechend vorsichtig: "Die Studie legt nahe, dass eine Ernährung mit hohem glykämischem Index und hoher glykämischer Last mit einem erhöhten Risiko für bestimmte Tumoren des Verdauungstrakts und der Prostata einhergehen kann."

Quelle: www.springermedizin.de

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