Phase-I-Studie

Mit HIV-Mittel gegen Metastasen?

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HEIDELBERG. Aktuelle Immuntherapien haben ja das Ziel, die erworbene Immunabwehr zu stärken. Dabei sollen vor allem die T-Zellen gegen die Tumorzellen aktiviert werden. Forschern aus Heidelberg und Hannover ist es nun gelungen, auch den angeborenen Teil des Immunsystems zu mobilisieren, teilt das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) mit.

Die Forscher haben in Laborversuchen Immunzellen, besonders Makrophagen, aus dem Gewebe um Lebermetastasen von Darmkrebspatienten genauer untersucht (Cancer Cell 2016; 29: 587-601). Sie konnten zeigen, dass die Metastasen die Makrophagen in ihrer Umgebung so manipulieren, dass sie das Krebswachstum fördern.

Die Forscher fanden heraus, dass die T-Zellen in Nähe der Lebermetastase CCL5 produzieren. Der entsprechende Rezeptor (CCR5) befindet sich auch auf den Makrophagen. Ein bereits zugelassenes Medikament blockiert CCR5 und wird bei HIV-Infizierten therapeutisch genutzt.

Die Wissenschaftler untersuchten die Wirksamkeit des Medikaments zunächst in präklinischen Versuchen an Lebermetastasen. Die Blockade von CCR5 verwandelte die Makrophagen im Gewebe um die Metastase von tumorfördernd zu tumorbekämpfend, heißt es in der Mitteilung.

Die "umprogrammierten" Fresszellen konnten die Krebszellen zerstören und schonten gleichzeitig das umliegende gesunde Lebergewebe. Der Mechanismus konnte in einer Phase-I-Studie mit 14 Patienten bestätigt werden; es wurde ein Rückgang einzelner Metastasen beobachtet. "Die Daten der klinischen Studie zeigen eine sehr gute Verträglichkeit des HIV-Medikaments. Aber auch das Ansprechen in Kombination mit einer Chemotherapie ist vielversprechend",wird Professor Dirk Jäger, Ärztlicher Direktor am NCT, zitiert. (eb)

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