Leberkrebs
Immunzellen bremsen und fördern Krebs
Das Immunsystem ist in der späten Phase an einer Leberschädigung ganz erheblich beteiligt - und könnte ein wichtiger Ansatzpunkt sein, um eine Krebsentstehung zu verhindern.
Veröffentlicht:HANNOVER. Viren, übermäßiger Alkoholgenuss oder eine Fettleber können Infektionen in der Leber verursachen, die zu chronischen Entzündungen und später zu Leberzirrhose und Leberkrebs führen können. Forscher der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) deckten nun die Rolle des Immunsystems bei der Leberkrebsentstehung auf.
Das Team um Professor Arndt Vogel konnte im Mausmodell zeigen, dass das Immunsystem die Mäuse zwar im frühen Stadium der chronischen Lebererkrankung vor akutem Leberversagen schützt (Cancer Cell. 2016; 30(2): 308-23), teilt die MHH mit. Im späteren Stadium ist es jedoch maßgeblich an der Leberschädigung beteiligt und trägt somit zur Krebsentstehung bei.
Hoffnung auf Therapie für den Menschen
"Insbesondere die CD8-T-Zellen des erworbenen Immunsystems sowie der Lymphotoxin-ß Signalweg, der in vielen autoimmunen und chronischen Erkrankungen aktiviert ist, sind zentrale Vermittler bei der Leberkrebsentstehung", wird Vogel in der Mitteilung zitiert.
Eine gezielte chemopräventive Therapie, mit der das Immunsystem engmaschig reguliert würde, wäre daher ein vielversprechender Ansatz, um Patienten mit chronischer Lebererkrankung vor Krebs zu bewahren und gleichzeitig den Schutz durch das Immunsystem zu gewährleisten.
"Hoffnung macht, dass es in anderen klinischen Zusammenhängen bereits erste Studien mit einem Hemmer des Lymphotoxin-ß gegeben hat, der als Medikament in einer chemopräventiven Therapie infrage käme", ergänzt der Mediziner. Doch zunächst müssen die Forscher in einer eigenen klinischen Studie sicherstellen, dass sich eine solche Therapie für Menschen eignet.
Ein Signalweg trägt wesentlich zur Krebsentstehung bei
Zunächst fanden die Forscher heraus, dass Mäuse ohne Immunsystem, die an einer chronischen Lebererkrankung litten, frühzeitig an akutem Leberversagen starben. Dies ist bei Mäusen mit intaktem Immunsystem nicht der Fall.
Anschließend untersuchten sie in verschiedenen genetischen Modellen den Einfluss der Immunzellen auf die Leberschädigung und entdeckten, dass CD8-T-Zellen das akute Leberversagen verhindern, in späteren Stadien aber maßgeblich an der Leberschädigung und der Entwicklung der Leberfibrose beteiligt sind. In weiteren pharmakologischen Ansätzen konnte gezeigt werden, dass besonders der Lymphotoxin-ß Signalweg wesentlich zur Krebsentstehung beiträgt. (eb)