Gehäuft Leukämien in AKW-Nähe

BERLIN (eb). Das Bundesumweltministerium lässt eine Studie über gehäufte Krebserkrankungen von Kindern in der Nähe von Atomkraftwerken überprüfen. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat jetzt eine solche Studie vorgelegt.

Veröffentlicht:

In der Studie des Deutschen Kinderkrebsregisters in Mainz sei bei Kindern in der Umgebung der 16 Standorte deutscher Atomkraftwerke statistisch eine erhöhte Krebsrate festgestellt worden. Nach derzeitigem Kenntnisstand könne dies nicht durch die Strahlenbelastung aus einem Atomkraftwerk erklärt werden, erklärte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD). Die Strahlenbelastung der Bevölkerung müsste durch den Betrieb der Atomkraftwerke um mindestens das Tausendfache höher sein, um die beobachtete erhöhte Krebsrate erklären zu können. Die statistische Untersuchung und bekannte Ursachenzusammenhänge zwischen Krebsrisiko und Strahlung stünden damit nicht im Einklang miteinander. Gabriel sagte, er habe daher die Strahlenschutzkommission mit einer umfassenden Bewertung der Ergebnisse beauftragt. Sobald die Ergebnisse vorlägen, werde über das weitere Vorgehen entschieden.

Die Studie hat ergeben, dass die Häufigkeit von Leukämien bei Kindern unter fünf Jahren mit der Nähe zum Reaktorstandort steigt. Im Umkreis von fünf Kilometern um die Reaktoren sei für die Zeit von 1980 bis 2003 ermittelt worden, dass 77 Kinder an Krebs, davon 37 an Leukämie, erkrankt waren. Im statistischen Durchschnitt wären 48 Krebserkrankungen und dabei 17 Leukämiefälle zu erwarten gewesen, so das BfS.

Das Ergebnis passt nach Auffassung des BfS zu ähnlichen Studien, die weltweit gemacht werden. Überraschend sei jedoch, dass das Risiko für Leukämien umso größer ist, je näher die Kinder am Reaktor wohnen. Das Ergebnis sei nicht plausibel mit den tatsächlichen Ableitungen aus den Reaktoren erklärbar.

Der Abschlussbericht zur Studie im Web: www.bfs.de

Die neuen Daten werden jetzt bewertet.

Mehr zum Thema

Rezidivierte oder refraktäre akute myeloische Leukämie mit FLT3-Mutation

Vor und nach der Transplantation: zielgerichtet therapieren mit Gilteritinib

Mehr Zeit für Forschung

Carreras-Promotionsstipendium vergeben

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen