Bei Hormonkombitherapie

Erhöhtes Brustkrebsrisiko erneut bestätigt

Die Hormontherapie gesunder Frauen nach der Menopause mit Östrogen/Gestagen ist mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko assoziiert. Eine Studie zeigt jetzt: Das Risiko hängt auch davon ab, wann die Therapie startet.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:
Das Brustkrebsrisiko unter einer Hormonersatztherapie ist offenbar auch mit dem Zeitpunkt des Therapiebeginns assoziiert.

Das Brustkrebsrisiko unter einer Hormonersatztherapie ist offenbar auch mit dem Zeitpunkt des Therapiebeginns assoziiert.

© detailblick/fotolia.com

TORRANCE. Bereits vor einer Dekade wurde der Zusammenhang zwischen der kombinierten Hormonersatztherapie und dem erhöhten Brustkrebsrisiko in der randomisierten und placebokontrollierten Women's Health Initiative (WHI)-Studie beobachtet.

Das Follow-up lag im Mittel bei 5,6 Jahren. Die Brustkrebsinzidenz war in der Kombitherapiegruppe im Vergleich zur Placebogruppe um 26 Prozent erhöht, weswegen die Studie 2002 abgebrochen worden war.

Da in der Folge die meisten Beobachtungsstudien jedoch Hinweise dafür erbracht hatten, dass Mammakarzinome bei Patientinnen mit der Kombitherapie eine eher günstige Prognose haben, prüften Onkologen um Professor Rowan Chlebowski vom Harbor-UCLA Medical Center in Torrance in Kalifornien, wie es zu dieser Diskrepanz kommt.

Daten von 41.500 Teilnehmerinnen ausgewertet

Dazu analysierten sie die Daten von einem Teil der Frauen der WHI-Beobachtungsstudie (n = 93.176), und zwar von fast 41.500 Teilnehmerinnen nach der Menopause ohne Hysterektomie und mit einer negativen Mammografie im Zeitraum von zwei Jahren (JNCI 2013; online 29. März).

Mehr als 25.000 dieser Studienteilnehmerinnen erhielten keine Hormonersatztherapie, mehr als 16.100 wurden mit Östrogen plus Progestin behandelt.

Die Zulassungskriterien der WHI-Beobachtungsstudie waren ähnlich denen der randomisierten WHI-Studie.

Zu Beginn der WHI-Beobachtungsstudie waren die Frauen mit Hormonersatztherapie bereits im Mittel 5,3 Jahre lang mit der Kombitherapie behandelt worden.

Nach im Mittel 11,3 Jahren waren 2236 Frauen an invasivem Brustkrebs erkrankt. Mit 0,60 Prozent lag die Brustkrebsinzidenz in der Therapiegruppe signifikant höher als in der Gruppe der Frauen ohne Hormonersatztherapie mit 0,42 Prozent.

Das entspricht einer Erhöhung des relativen Risikos um 55 Prozent (Hazard Ratio: 1,55; 95%-Konfidenzintervall zwischen 1,41 und 1,70; p < 0,001).

Dabei sank der HR-Wert mit Zunahme des BMI und betrug 1,70 bei einem BMI unter 25; bei Frauen mit einem BMI zwischen 25 und 30 betrug er 1,50 und bei einem BMI von mindestens 30 nur noch 1,34.

Auch Zeitpunkt des Therapiestarts von Bedeutung

Die Tumoren bei hormonbehandelten Frauen waren zudem eher gut differenziert und hormonrezeptorpositiv. Die Wahrscheinlichkeit für dreifach negative Tumoren - also ohne Östrogen-, Progesteron- und Her2-Rezeptoren - war bei ihnen geringer als bei den Frauen ohne die Kombitherapie.

Auch der Zeitpunkt des Beginns der Hormonersatztherapie war mit einem unterschiedlichen Brustkrebsrisiko assoziiert. Mit einem HR-Wert von 1,68 hatten jene Frauen das höchste relative Risiko, die bereits zum Zeitpunkt der Menopause mit der Hormonkombitherapie behandelt wurden.

Wie Chlebowski und seine Kollegen berichten, sinkt unter der Kombitherapie offenbar das Risiko um den Faktor 0,87 alle fünf Jahre nach Beginn der Menopause.

Den statistischen Berechnungen zufolge war das relative Risiko für Brustkrebs bei Frauen, die die Kombitherapie innerhalb von maximal fünf Jahren nach Beginn der Menopause erhielten, um 45 Prozent erhöht (HR = 1,45).

Begann die Therapie dagegen frühestens fünf Jahre nach der Menopause und wurde höchstens fünf Jahre lang fortgeführt, war das relative Risiko nur um 19 Prozent erhöht.

Keinen signifikanten Unterscheid beim Überleben

Beim Parameter Überleben gab es zwischen den behandelten und unbehandelten Frauen über einen Zeitraum von einer Dekade seit der Brustkrebsdiagnose keinen signifikanten Unterschied (HR = 1,03 (95%-Konfidenzintervall zwischen 0,79 und 1,35; p = 0,81).

Bereinigt wurde diese Analyse unter anderem um die Parameter Alter, BMI, Alkoholgenuss, körperliche Aktivität und Alter zum Zeitpunkt der Diagnose. Das relative Risiko, an Brustkrebs zu sterben, war zwischen den beiden Studiengruppen nicht unterschiedlich.

Dagegen war das relative Risiko, an einer anderen Ursache zu sterben, bei den Frauen mit Hormontherapie erhöht (HR = 1,65; 95%-Konfidenzintervall zwischen 1,29 und 2,12; P< 0,001).

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