Biomarker

Brustkrebs-Prognose im Blut

Bei Frauen mit metastasiertem Brustkrebs liefert die Zahl der Krebsstammzellen im peripheren Blut verlässliche Informationen sowohl zum progressionsfreien als auch zum Gesamtüberleben.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:
Die Menge der Krebszellen im Blut war in der Studie ein Zeichen dafür, ob die Erkrankung eher indolent oder aggressiv verlief.

Die Menge der Krebszellen im Blut war in der Studie ein Zeichen dafür, ob die Erkrankung eher indolent oder aggressiv verlief.

© Sebastian Schreiter / Springer Verlag GmbH

PARIS. Vor zwei Jahren hatten die Ergebnisse einer Metaanalyse die prognostische Relevanz zirkulierender Krebsstammzellen bei Brustkrebs bestätigt. Auch bei anderen soliden Tumoren wird das klinische Potenzial zirkulierender Krebszellen geprüft, etwa bei Darm-, Lungen-, Prostata- und Blasenkrebs.

In bisherigen Studien wurde das Augenmerk bei Brustkrebs jedoch entweder auf das progressionsfreie oder auf das Gesamtüberleben gelenkt, nicht jedoch auf beide Parameter gleichzeitig.

Das haben jetzt Onkologen und Gynäkologen um Dr. François-Clément Bidard vom Institut Curie in Paris mit ihrer Studie nachgeholt (Lancet Oncol 2014; online 11. März).

Die Frauen mit metastasiertem Brustkrebs aus 20 Studien starteten im Zeitraum zwischen Januar 2003 und Juli 2012 eine neue Therapie. Vor Beginn der Therapie wurde jeweils die Zahl der zirkulierenden Krebszellen mithilfe des Systems CellSearch von dem US-Unternehmen Janssen Diagnostics bestimmt.

Aufgrund experimenteller Voruntersuchungen wurden fünf Zellen pro 7,5 ml als Grenzwert definiert, ab dem sich die Prognose verschlechtert.

Von insgesamt 1944 Patientinnen hatten 911 (46,9 Prozent) zu Therapiebeginn eine Zellzahl von mindestens fünf pro 7,5 ml Blut. Wie die Ärzte berichten, war eine solche Zellzahl mit einer signifikanten Verringerung des progressionsfreien Überlebens assoziiert (Hazard Ratio, HR: 1,92), und zwar im Vergleich zu Patienten mit weniger als fünf Krebszellen pro 7,5 ml Blut. Noch deutlicher war der Unterschied beim Parameter "Gesamtüberleben" (HR: 2,78).

Die Menge der Krebszellen im Blut war ein Zeichen dafür, ob die Erkrankung eher indolent oder aggressiv verlief. Patientinnen mit mehr als fünf pro 7,5 ml Blut lebten im Median nur noch 13,1 Monate, Patientinnen, die weniger Zellen hatten, dagegen median noch 41,5 Monate.

Cristofanilli: Studie ein Meilenstein

Nach Angaben von Dr. Massimo Cristofanilli von der Universität in Philadelphia, für den die europäische Studie ein Meilenstein ist, hat die Zellzahl einen viel besseren Vorhersagewert als die Bestimmung Muzin-basierter (MUC1) Biomarker im Serum.

Seiner Ansicht nach liefern die Studienergebnisse Hinweise darauf, dass Patientinnen, deren Erkrankung aufgrund der geringeren Zellzahl eher indolent verlaufen wird, möglicherweise von einer sequenziellen Standardtherapie profitieren.

Patientinnen mit einer höheren Zellzahl seien dagegen eher resistent und würden möglicherweise nicht auf eine Standardtherapie ansprechen. Der Onkologe plädiert dafür, die Bestimmung der Krebszellzahl im peripheren Blut künftig in klinischen Studien zu berücksichtigen.

In einer Stellungnahme der Kommissionen Mamma und Translationale Forschung der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) vom vergangenen Jahr zum "Nachweis zirkulierender Tumorzellen im Blut bei Patientinnen mit Mammakarzinom" betonen die deutschen Onkologen, dass sie den Einsatz des FDA-zertifizierten CellSearch-Systems zur Unterstützung der klinischen Entscheidungsfindung in bestimmten Einzelfällen für sinnvoll halten, "insbesondere in der metastasierten Situation".

Das Verfahren ist das derzeit einzige von der US-Arzneibehörde zertifizierte System und wird in mehreren Zentren in Deutschland vor allem in klinischen Studien, einschließlich Ringversuchen, genutzt.

Ob Ergebnisse der Bestimmung der Krebszellzahl im peripheren Blut künftig therapeutische Konsequenzen haben können, wird derzeit unter anderem in den Studien "SUCCESS-C" und "TREAT CTC" geprüft.

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