Brustkrebs

Rauchen macht Nutzen der Radiatio zunichte

Die adjuvante Strahlentherapie nach der Operation eines Mammakarzinoms senkt die Brustkrebssterblichkeit. Allerdings birgt sie auch das Risiko von Folgeerkrankungen. Für Raucherinnen kann das bedeuten, dass der Schaden den Nutzen überwiegt.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:
Die Strahlentherapie kann an Brustkrebs erkrankten Raucherinnen schaden.

Die Strahlentherapie kann an Brustkrebs erkrankten Raucherinnen schaden.

© Walter Luger / Fotolia

OXFORD. In Studien hat die postoperative adjuvante Radiatio die Brustkrebssterblichkeit von Mammakarzinompatientinnen gesenkt. Die absolute Reduktion der Sterblichkeit liegt etwa nach brusterhaltenden Eingriffen in der Größenordnung von einigen Prozentpunkten. Die Bestrahlung setzt die betroffenen Frauen allerdings der Gefahr von Folgekrankheiten aus. Bedingt durch das Bestrahlungsfeld handelt es sich dabei besonders um Lungenkrebs und Herzerkrankungen.

Die Early Breast Cancer Trialists' Collaborative Group (EBCTCG) hat sich schon wiederholt mit den Effekten der Bestrahlung von Brustkrebspatientinnen befasst. In einer aktuellen Studie untersuchten die Forscher unter Führung von Carolyn Taylor von der Universität Oxford die Auswirkungen moderner Bestrahlungsregime auf das Risiko für späteren Tod durch Lungenkrebs und die kardiale Mortalität (J Clin Oncol 2017, online 20. März). Beides hängt in der Allgemeinbevölkerung stark vom Raucherstatus ab, und so betrachteten Taylor und Kollegen das Problem von Nutzen und Schaden der Radiatio bei Mammakarzinom ebenfalls getrennt für Raucherinnen und Nichtraucherinnen.

Anhand der in der medizinischen Literatur publizierten Daten errechneten die Forscher aus der adjuvanten Mammakarzinomradiatio eine durchschnittliche Strahlendosis für die Lungen von 5,7 Gy und für das Herz von 4,4 Gy. Für einen Nachbeobachtungszeitraum von zehn Jahren und länger ergab sich daraus eine rund doppelt so hohe Sterblichkeit durch Lungenkrebs von bestrahlten im Vergleich zu nicht bestrahlten Frauen. Die kardiale Mortalität war um 30 Prozent erhöht. Auf die deponierte Strahlendosis umgelegt, bedeutete das einen Anstieg der Lungenkrebssterblichkeit von 11 Prozent und der Sterblichkeit an Herzerkrankungen von 4 Prozent je 1 Gy.

Die relative Steigerung wirkt sich absolut betrachtet umso stärker aus, je höher das Ausgangsrisiko ist. Das liegt, was Lungenkrebs betrifft, für Raucherinnen rund 20-mal höher. Die kardiale Mortalität von Raucherinnen ist viermal so hoch wie jene von Nichtraucherinnen. Damit geht der Nutzen der Radiatio für Tabakkonsumentinnen buchstäblich in Rauch auf. Für eine 50-jährige langjährige Raucherin mit einem kleinen, Lymphknoten-negativen Mammakarzinom senkt die Bestrahlung das Sterberisiko für Brustkrebs um 2–5 Prozentpunkte (über 15 Jahre gesehen von 20,5 auf 17,2 Prozent in einer früheren EBCTCG-Studie). Das Risiko, bis zum Alter von 80 an Lungenkrebs zu sterben, steigt – falls sie weiterraucht – nach der Radiatio hingegen von 9,4 auf 13,8 Prozent. Und die Wahrscheinlichkeit, einer ischämischen Herzerkrankung zu erliegen, erhöht sich von 8,0 auf 9,2 Prozent.

Nichtraucherinnen mit Mammakarzinom indes ficht der mögliche Schaden durch die adjuvante Bestrahlung kaum an. Ihre Lungenkrebsmortalität steigt gemäß den Kalkulationen von Taylor und Mitarbeitern von 0,5 auf 0,8 Prozent, die kardiale Mortalität von 1,8 auf 2,1 Prozent. Damit überwiegt bei diesen Frauen der Nutzen, der sich mit Blick auf die Brustkrebssterblichkeit ergibt.

Raucherinnen mit Brustkrebs sollten also unbedingt erwägen, das Rauchen aufzugeben. Wer diesen Schritt zu Beginn der Strahlentherapie tut, muss statt eines um 4,4 Prozentpunkte erhöhten Risikos, an Lungenkrebs zu sterben, nur noch mit einer Steigerung um 1,3 Prozentpunkte rechnen.

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