Prostatakrebs

PSA-Test ermöglicht längeres Überleben

Männer, die an einem PSA-Screening teilnehmen, sterben deutlich seltener an Prostatakrebs. Das zeigen 13-Jahres-Daten der ERSPC-Studie. Trotz dieser Erkenntnis raten die Forscher davon ab, das Screening allgemein anzubieten.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:
PSA-Bestimmung. Lohnt sich ein Screening zur Früherkennung des Prostata-Ca?

PSA-Bestimmung. Lohnt sich ein Screening zur Früherkennung des Prostata-Ca?

© Mathias Ernert, Labor Limbach Heidelberg

ROTTERDAM. Nach dem Update der European Randomised Study of Screening for Prostate Cancer (ERSPC) liegt die Sterblichkeit an Prostatakrebs bei Männern, die regelmäßig zum PSA-Screening eingeladen werden, nach 13 Jahren um 21 Prozent unter der krebsspezifischen Mortalität von Männern ohne Einladung.

Nimmt man nur jene Eingeladenen, die das Screening tatsächlich in Anspruch nehmen, beträgt die Reduktion sogar 27 Prozent. In der Gesamtsterblichkeit schlägt sich dies aber nicht nieder (The Lancet 2014; online 7. August).

Trotz dieses Nutzens plädieren die ERSPC-Wissenschaftler um Professor Fritz Schröder von der Erasmus-Universität in Rotterdam nicht dafür, das PSA-Screening bevölkerungsweit einzuführen.

Grund ist die hohe Rate an Überdiagnosen, die Schröder und Kollegen auf etwa 40 Prozent der diagnostizierten Prostatakarzinome veranschlagen.

"Dies führt zu einem hohen Risiko von Übertherapie mit vermeidbaren Nebenwirkungen, und darin besteht eine der wesentlichen negativen Folgen des Screenings auf Prostatakrebs", betonen die Forscher.

Sterberisiko um 1,28 je 1000 Männer gesunken

In die Untersuchung flossen die Daten von mehr als 160.000 Männern im Alter von 55 bis 69 Jahren ein. Sie waren von 1993 bis 2003 an Zentren in acht europäischen Ländern (Niederlande, Belgien, Schweden, Finnland, Italien, Spanien, Schweiz und Frankreich) aufgenommen worden.

Nach dem Zufallsprinzip teilte man sie der Interventionsgruppe mit Einladung zum Screening oder der Kontrollgruppe zu.

Als Schwellenwert für die Indikation zur Biopsie galt eine PSA-Konzentration von 3,0 ng/ml. 7408 Männer aus der Interventions- und 6107 Männer aus der Kontrollgruppe erhielten in den Studienjahren 1-13 eine Prostatakrebs-Diagnose. 355 (PSA-Gruppe) bzw. 545 Probanden (Kontrollen) starben am Tumor.

Das Risiko, an Prostatakrebs zu sterben, wurde durch das PSA-Screening um 0,11 Todesfälle pro 1000 Personenjahre bzw. um 1,28 Sterbefälle pro 1000 Männer gesenkt.

Um einen Tod an Prostatakrebs zu verhindern, müsste man den Studiendaten zufolge 781 Männer zum PSA-Screening einladen. Je 27 zusätzlich entdeckte Karzinome wird ein Todesfall durch Prostatakrebs vermieden.

Problem Überdiagnosen

Gegenüber den Kontrollen war die Inzidenz von Prostatakrebs in der Screeninggruppe um den Faktor 1,57 erhöht. Das bedeutet einen Überschuss von 3,44 Karzinomen je 1000 Personenjahre bzw. von 34,7 Krebstumoren je 1000 Männer.

Die Autoren halten es für dringend geboten, Überdiagnosen in den Griff zu bekommen. Möglichst sollte es gar nicht erst zur Biopsie kommen. Hoffnungen ruhen auf der multiparametrischen Magnetresonanztomografie.

Damit soll es gelingen, aggressiv wachsende Prostatakarzinome selektiv zu erkennen und der Diagnose vieler klinisch wenig bedeutsamer Tumoren - etwa gut differenzierter T1c-Karzinome -aus dem Weg zu gehen.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Neue Daten, altes Problem

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