Nationaler Krebsplan "zu wenig umgesetzt"

Der Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe fordert mehr Orientierung für Patienten mit Prostata-Ca und ihre Angehörigen.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:

BERLIN. Patienten mit Prostatakrebs wünschen sich mehr Informationen darüber, was im Zusammenhang mit dem Nationalen Krebsplan bisher erreicht worden ist.

Bisher hat Joachim Böckmann, stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbands Prostatakrebs Selbsthilfe, wenig Fortschritte bei der Umsetzung von Vorgaben im Nationalen Krebsplan (NKP) gesehen. Er bezog sich dabei während einer Veranstaltung beim 32.

Deutschen Krebskongress in Berlin auf das Handlungsfeld 4 des NKP, wo es um die Orientierung für Ärzte und medizinisches Personal sowie Patienten und ihre Angehörigen geht. Dabei würden Angehörige allerdings in der Realität gar nicht ausreichend berücksichtigt, kritisierte Böckmann.

Zu den Zielen der Patientenorganisation gehört unter anderem, die Versorgung der krebskranken Männer durch Mitwirken in den Gremien des Gesundheitswesens zu verbessern. "Wir wollen das Wort ergreifen können", so Böckmann.

Seinen Angaben zufolge ist im Handlungsfeld 4 "Patientenorientierung" das Ziel, die kommunikativen Fähigkeiten der Leistungserbringer zu verbessern, die Kompetenz der Patienten zu stärken und sie in die Entscheidungsfindung einzubinden. "Wir versuchen, die Patienten in die Lage zu versetzen, zu verstehen, was Ärzte ihnen über die Krankheit Prostatakrebs und die Therapie sagen", so Böckmann.

 Die Zeit des Glaubens "an den Mann im weißen Kittel, der alles weiß", sei gerade heute in Zeiten des Internets vorbei.

Viele Investitionen, wenig Abstimmung

Vom Zeitpunkt der ersten Symptome und der Diagnose bis zur Reha und darüber hinaus sollte der Patient in jeder Stufe ausführlich mit dem ihn behandelnden Arzt darüber sprechen können.

Auch bei der Therapieentscheidung müsse der Patient mit eingebunden werden. Böckmann forderte einen verständlichen Umgang von Ärzten mit den Patienten, die zudem Hinweise auf Unterstützungsmöglichkeiten etwa durch Selbsthilfen und Krebsberatungsstellen erhalten sollten.

Er bemängelte, dass zwar in Deutschland viel in die klinische Forschung zu Prostatakrebs investiert, aber dies wenig auf europäischer Ebene abgestimmt werde.

Die Patienten sollten schließlich Hilfen durch die Beteiligung in den Strukturen des Gesundheitswesens bekommen. Als Beispiel für eine Möglichkeit der Verbesserung der Kommunikation mit den Patienten nannte Böckmann das Tumorzentrum der Universität Freiburg, das einen Patientenbeirat etabliert hat. Dadurch sollen Wünsche der Patienten, aber eben auch die der Angehörigen stärker als bisher berücksichtigt werden.

Böckmann würde es begrüßen, wenn es endlich einen Report zum NKP gäbe, in dem das bisher Erreichte festgehalten ist: "Bis zum Ende der Legislaturperiode wäre gut."

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