Gallensteine können Dünndarmkrebs auslösen

Bei Cholelithiasis steigt das Risiko für Krebs in Gallenblase und Gallengang. Bei den betroffenen Patienten tritt aber auch Dünndarmkrebs auf, wie eine Studie zeigt.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Multiple kleinere Gallensteine, echoreiche, grenzwertig dicke Gallenblasenwand, schmales Lumen bei chronischer Cholecystitis.

Multiple kleinere Gallensteine, echoreiche, grenzwertig dicke Gallenblasenwand, schmales Lumen bei chronischer Cholecystitis.

© www.sonographiebilder.de, Albertinen-Krankenhaus Hamburg

NEU-ISENBURG. Mit einer Cholelithiasis steigt nicht nur das Risiko für maligne Erkrankungen der Gallenblase und des Gallengangs. Auch die seltenen Karzinome des Dünndarms treten deutlich häufiger auf als in Abwesenheit von Gallensteinleiden.

Der schon länger vermutete Zusammenhang erhält jetzt Unterstützung durch eine in den Annals of Oncology publizierte Untersuchung. Dabei handelt es sich um die retrospektive Auswertung einer Serie von Fall-Kontroll-Studien zu verschiedenen Neoplasien, die von 1982 bis 2009 in Italien und der Schweiz durchgeführt wurden.

Von 23 Patienten mit einem Karzinom des Dünndarms hatten fünf eine Cholelithiasis in der Anamnese, bei den Kontrollpatienten war das nur bei 20 von 230 der Fall. Damit bestand bei den Steinpatienten mit einer Odds Ratio von 3,96 ein signifikant erhöhtes Erkrankungsrisiko.

Etwas geringer, aber immer noch signifikant war der Risikoanstieg, wenn diese Studie mit drei älteren Studien zum Dünndarmkrebs in einer Metaanalyse zusammengefasst wurde: Beruhend auf 72 Karzinomen in Kombination mit einer Cholelithiasis wurde eine Odds Ratio von 2,35 errechnet (Ann Oncol 2012; first published online).

Diese Befunde zusammen mit der bevorzugten Lokalisation von Adenokarzinomen des Dünndarms - im Duodenum nahe der Ampulla vateri - sprechen dafür, dass die Gallenflüssigkeit dort karzinogene Wirkungen entfalten kann.

Leicht erhöhte Rate von Prostatakrebs festgestellt

Tatsächlich gibt es aus anderen Untersuchungen Hinweise, dass Bestandteile der Galle genotoxisch sind und über eine lokale Zellschädigung die mitotische Aktivität im angegriffenen Gewebe erhöhen.

In den Fall-Kontroll-Studien wurde bei Patienten mit Gallensteinleiden auch eine leicht erhöhte Rate von Prostata- und Nierenzellkrebs festgestellt (OR 1,36 und 1,57).

Möglicherweise spiegeln diese Zahlen aber nur gemeinsame Risikofaktoren wider: Hohe Cholesterinwerte können Prostatakarzinome begünstigen, Übergewicht und seine Folgeerkrankungen zur Entstehung von Nierenzellkarzinomen beitragen.

Andere Krebsarten scheinen durch das Steinleiden nicht beeinflusst zu werden, wie die Analyse der übrigen Fall-Kontroll-Studien ergab.

Die untersuchten Fälle beinhalteten Karzinome von Oropharynx, Ösophagus, Magen, Kolorektum, Leber, Pankreas, Larynx, Brust, Endometrium, Ovarien und Blase.

Quelle: www.springermedizin.de

Mehr zum Thema

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tierexperiment: Neuer Signalweg identifiziert

Essen in Sicht? Die Leber ist schon aktiv!

Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer