Appendizitis trotz Appendektomie

Manche erkranken zweimal an Appendizitis: wegen einer Duplikatur oder weil sich der Stumpf nach Appendektomie entzündet.

Veröffentlicht:

WOODSTOCK (eb). Die anamnestische Angabe einer Appendektomie, die typische Narbe im rechten Unterbauch oder auch die Narben nach einem laparoskopischen Eingriff schließen eine Appendizitis keinesfalls aus. Das bestätigt die Krankengeschichte eines jungen Mannes.

Der 19-Jährige hatte wegen periumbilikaler Bauchschmerzen, die seit fünf Tagen bestanden und sich in den rechten unteren Quadranten verlagert hatten, die Nothilfe aufge sucht, berichten Forscher aus Woodstock/Ontario (Canad. Med. Assoc. J. 184 (2012); 1, E83).

Anamnestisch lag ein Zustand nach laparoskopischer Appendektomie wegen perforierter Appendizitis vor. Der Ultraschall ergab keinen Befund, und der Patient wurde mit der Diagnose "Gastroenteritis" stationär aufgenommen. In der Nacht bekam er Fieber, eine Leukozytose von 2000/µl und Zeichen einer Peritonitis. Das Abdomen-CT zeigte freie Flüssigkeit, freie Luft und Kotsteine rechts parakolisch.

Mit der Diagnose einer komplizierten Appendizitis wurde der Patient laparatomiert. Nach Mobilisierung des Coecums zeigte sich ein großer parakolischer Abszess, in dem eine nach retrozökal geschlagene, perforierte und nekrotische Appendix erkennbar war. Die Stelle der früheren Appendektomie konnte nicht identifiziert werden.

Ärzte überrascht nach Blick in Krankenakte

Der abschließende pathologisch-anatomische Befund ergab eine eitrige Appendizitis mit Perforation. Zur Überraschung der Ärzte zeigte ein Blick in die Krankenakten des Patienten, dass diese Diagnose auch bei der ersten Appendektomie gestellt wurde. Offensichtlich lag eine Appendix-Duplikatur mit metachroner Appendizitis vor.

Eine retrozökal liegende Duplikatur der Appendix entsteht dadurch, dass sich eine in der sechsten Embryonalwoche vorübergehend vorhandene Ausstülpung des Zökums nicht zurückbildet, erläutert Professor Hermann Füeßl aus München in einem Kommentar (MMW - Fortschritte der Medizin 2012; 154 (5): 42).

Sie soll bei etwa 0,004-0,009 % der Bevölkerung vorkommen. Der häufigste Grund für Schmerzen im rechten unteren Quadranten, Fieber und Leukozytose ist zweifelsohne die Appendizitis.

Eine Narbe im rechten Unterbauch oder die Anamnese einer Appendizitis schließen diese Diagnose nicht aus, da immer noch die Möglichkeit einer sogenannten Stumpf-Appendizitis oder eines Rezidivs aufgrund einer Appendix-Duplikatur besteht.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

Erste Real-World-Daten bei Colitis ulcerosa und neue Langzeitdaten bei Morbus Crohn zu Upadacitinib

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG, Wiesbaden

Seltene Erkrankung

Morbus Wilson: Kupferstoffwechsel dauerhaft korrigieren

S2k-Leitlinie

Komplexe Herausforderung in der Arztpraxis: Reflux und Husten

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview zur Bräunungssucht

Gebräunte Haut: Wann eine Tanorexie dahinter steckt

Kasuistik

Tularämie: „Furunkel“ führte auf die falsche Fährte

Lesetipps
Positiver Schwangerschaftstest: Manche Frauen fürchten sich stark vor diesem Moment. Gedanken an eine Schwangerschaft und/oder Geburt lösen bei ihnen panische Angst aus.

© globalmoments / stock.adobe.com

Spezifische Angststörung

Was ist eigentlich Tokophobie?