Häufiges Bauchweh

Ist es eine chronische Appendizitis?

Chronische Appendizitiden werden wegen der atypischen Symptomatik leicht verkannt - so wie im Fall einer jungen Frau, die über zwei Jahre hinweg immer wieder an unklaren Bauchschmerzen litt.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Immer wieder Bauchschmerzepisoden: Eine Appendizitis kann spontan verschwinden und wieder auftreten.

Immer wieder Bauchschmerzepisoden: Eine Appendizitis kann spontan verschwinden und wieder auftreten.

© Martin Dimitrov/iStockphoto

HERSHEY. Die 28-Jährige stellte sich wegen seit drei Tagen bestehender zunehmender Bauchschmerzen im rechten unteren Quadranten vor.

Begonnen hatten die Beschwerden mit einem stechenden Schmerz im rechten Abdomen, der in den Rücken ausstrahlte.

Die Frau erinnerte sich an kein auslösendes Ereignis und verneinte Symptome wie Fieber, Übelkeit, Erbrechen, Beschwerden beim Wasserlassen, Blut im Urin und vaginalen Ausfluss.

Bei der weiteren Befragung stellte sich heraus, dass die Patientin in den letzten zwei Jahren bereits sechs ähnliche Bauchschmerz-Episoden durchgemacht hatte.

Mehrere ärztliche Untersuchungen waren ergebnislos geblieben, nur einmal war wegen des Verdachts auf einen Harnwegsinfekt antibiotisch behandelt worden. In allen Fällen waren die Schmerzen nach drei bis vier Tagen wieder verschwunden (The American Journal of Medicine 2012, online 21. November).

Bei der aktuellen Vorstellung war die Patientin fieberfrei, der Bauch war weich ohne peritoneale Zeichen und ohne tastbare Raumforderung, es bestand lediglich eine leichte Druckempfindlichkeit im rechten unteren Quadranten.

Das Labor ergab eine stark erhöhte Leukozytenzahl (61.000 / Mikroliter) und eine beschleunigte Blutsenkung (30 mm / h). Ein transvaginaler Ultraschall war unauffällig.

Appendizitis in die Differenzialdiagnostik einbeziehen

Wegen des wiederholten Auftretens der Symptome wurde ein kontrastmittelverstärktes Computertomogramm angefertigt. Dabei zeigte sich eine vergrößerte Appendix ohne Hinweise auf einen Abszess oder eine Flüssigkeitsansammlung.

Die nachfolgend durchgeführte laparoskopische Appendektomie förderte einen fibrotischen und vergrößerten Wurmfortsatz mit Verwachsungen zutage - und bestätigte damit den Verdacht auf eine chronische Entzündung. Die Patientin war nach dem Eingriff dauerhaft beschwerdefrei.

"Diese Kasuistik soll Ärzte daran erinnern, dass eine Appendizitis spontan verschwinden und wieder auftreten kann", schreiben die Autoren um Dr. Shenil Shah vom Milton S. Hershey Medical Center in Pennsylvania.

Eine Appendizitis müsse in die differenzialdiagnostischen Überlegungen einbezogen werden, wenn Patienten immer wieder von Bauchschmerzen im rechten unteren Quadranten heimgesucht werden.

Shah et al. schätzen, dass etwa 1,5 Prozent aller Appendizitiden einen chronischen Verlauf nehmen. Als Ursache wird eine partielle und vorübergehende Verlegung der Appendix, etwa durch Kotsteine, angenommen.

Weil die Symptome meist atypisch seien, würden sie besonders bei sexuell aktiven Frauen oft fehlinterpretiert. Bei starkem klinischem Verdacht empfehlen Shah et al. die Abklärung per CT und im Fall der Bestätigung die zeitnahe Op.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Leitartikel

Schwangerschaftsabbruch: Zeichen der ärztlichen Solidarität

Lesetipps
Abbildung einer umgefallenen Engels-Statur.

© Quy / stock.adobe.com

Wichtiger Laborwert

HDL-Cholesterin – wie „gut“ ist es wirklich?

Eine Assoziation zwischen Reflux und der Entstehung eines Adenokarzinoms des Magens und des ösophagogastralen Übergangs gilt als wahrscheinlich. Eine Magenspiegelung sollte sich bei Reflux anschließen. (Symbolbild)

© onephoto / stock.adobe.com

Praxisnahe Empfehlungen

Magenkarzinom-Leitlinie aktualisiert: Stärkerer Blick auf Risikofaktoren

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung