Wässrige Diarrhoe: Hinweis auf kollagene Kolitis

DÜSSELDORF (grue). Zu den mikroskopischen Kolitiden gehören die kollagene und lymphozytäre Kolitis. Beide werden auch als "Wässrige-Diarrhoe-Kolitis" bezeichnet. Die als selten geltenden Krankheiten werden vermutlich oft mit einem Reizdarm-Syndrom verwechselt.

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Kontrollierte Studien gibt es besonders zur kollagenen Kolitis, die durch Kollagenablagerungen im Dickdarm gekennzeichnet ist. Der makroskopische endoskopische Befund ist bei den meisten Patienten mit kollagener Kolitis unauffällig. Um diese Kolitis-Form nachzuweisen, ist eine Koloskopie mit Entnahme von Biopsien nötig.

"Das sollte immer dann gemacht werden, wenn ein Patient länger als vier Wochen starke wässrige Durchfälle hat", sagte Professor Andreas Tromm vom Evangelischen Krankenhaus Hattingen beim Medica-Kongreß in Düsseldorf.

Dazu kommen weitere eher unspezifische Beschwerden wie Gewichtsabnahme, Bauchschmerzen, Müdigkeit und eine stark erhöhte Stuhlfrequenz, die auch an ein Reizdarm-Syndrom denken lassen. Als Ursache der Erkrankung werden genetische Faktoren, die Langzeitanwendung von nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) und eine Infektion mit Yersinien diskutiert. Außerdem scheinen Gallensäuren den Kollagenabbau zu blockieren.

Seit der Erstbeschreibung im Jahr 1976 wird immer häufiger von kollagener Kolitis berichtet, in den USA soll sie ähnlich häufig sein wie andere chronisch entzündliche Darmerkrankungen. Demnächst wird mit Budesonid in Europa das erste Medikament gegen kollagene Kolitis zugelassen, wie Tromm berichtet hat.

In Studien verringerte die Akuttherapie mit oralem Budesonid in einer Dosierung von neun Milligramm pro Tag bei 80 Prozent der Patienten signifikant die Stuhlfrequenz. Bei drei von vier Patienten fand sich histologisch keine verdickte Kollagenschicht mehr.

"Während der sechswöchigen Therapie mit Budesonid verbesserte sich deutlich die Lebensqualität", so Tromm weiter. "Derzeit wird geprüft, ob sich Budesonid auch für die Langzeittherapie nach Remission eignet." In kleineren Studien waren auch Prednisolon, Bismut und Probiotika (E. coli Stamm Nissle 1917) wirksam.

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