Crohn/Colitis-Arzneien trotz Schwangerschaft!

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen sind kein Argument gegen eine Schwangerschaft. Wichtig ist eine adäquate Schubprophylaxe, um das Risiko von Früh- und Fehlgeburten zu senken.

Philipp Grätzel von GrätzVon Philipp Grätzel von Grätz Veröffentlicht:

"Die gute Nachricht ist, dass Patientinnen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) in der Schwangerschaft kein erhöhtes Komplikationsrisiko haben, wenn sie in Remission sind", betonte Professor Axel Dignaß von der Medizinischen Klinik I am Markus-Krankenhaus in Frankfurt am Main. Kommt es allerdings während der Schwangerschaft zu Schüben, sind schwangerschaftsassoziierte Probleme häufiger.

Basismedikation zum Remissionserhalt

"Das Risiko von Fehlbildungen ist bei Schüben nicht erhöht, aber es kommt doch vermehrt zu Früh- und Fehlgeburten", sagte Dignaß. Beim 14. Merckle Recordati-Symposium zur "Zukunft der Gastroenterologie" in Berlin empfahl er deswegen, Schwangerschaften - wenn möglich - in einer Remissionsphase zu planen und das Thema Medikamente bereits im Vorfeld einer geplanten Schwangerschaft anzusprechen. Denn eine effektive medikamentöse Therapie kann Krankheitsschübe auch in der Schwangerschaft verhindern. "Generell gilt deswegen die Regel, Basismedikamente weiterzugeben, wenn sie für den Remissionserhalt erforderlich sind", so Dignaß.

Das Gute ist, dass die meisten Basismedikamente für CED-Patienten in der Schwangerschaft eingesetzt werden können: "Salazosulfapyridin, Mesalazin und Steroide machen keine Probleme", so Dignaß. Das Risiko für Fehlbildungen oder Fehlgeburten sei nicht erhöht. Auch bei Aza-thioprin und 6-Mercaptopurin sehen die Daten bisher überwiegend gut aus. "Es gibt keine Häufung von Fehlgeburten oder Malformationen bei Transplantationspatienten", betonte der Experte.

Schubprophylaxe senkt das Risiko für Frühgeburt.

Auch bei CED-Patienten scheint das so zu sein, doch sind hier die zur Verfügung stehenden Daten noch nicht so umfangreich. Gleiches gilt für die Immunsuppressiva Cyclosporin A und Tacrolimus sowie für die TNF-alfa-Blocker. Dignaß: "Bei den TNF-alfa-Blockern haben wir aus tierexperimentellen Daten keine Evidenz für Teratogenität. Und auch die bisher in Postmarketingstudien erhobenen Daten geben keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko." Klar erhöht ist das Risiko für Fehlgeburten und Fehlbildungen dagegen bei Methotrexat. Dieses Präparat ist deshalb während einer Schwangerschaft tabu.

Trotz der überwiegend günstigen Studiendaten sollten Medikamente in der Schwangerschaft natürlich generell zurückhaltend gegeben werden. Dignaß empfahl, Azathioprin, Cyclosporin A, Tacrolimus und Anti-TNF-Präparate dann abzusetzen, wenn sie für den Remissionserhalt nicht zwingend erforderlich scheinen. Eine Indikation für einen Schwangerschaftsabbruch sei die Behandlung mit diesen Präparaten aber in keinem Fall.

Mesalazin und Steroide bei Krankheitsschub

Kommt es während der Schwangerschaft zu einem Krankheitsschub, werden Mesalazin (zum Beispiel Claversal®) und Steroide wie üblich eingesetzt. Wichtig sei es bei solchen Patientinnen, wegen des ungünstigen Effekts der Schübe auf die Schwangerschaft nicht lange zu warten, sondern rasch zu behandeln, sagte der Frankfurter Experte.

Lesen Sie dazu auch: CED in Remission - dann ist die Fertilität bei Männern und Frauen normal

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Zielgerichtete Interleukin-23p19-Inhibition

Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg v.d.H.

Weizen und Gluten entstigmatisieren

Reizdarmsyndrom: Ist die Glutensensitivität ein Nocebo-Phänomen?

Kolektomie

Chirurgie bei CED: Ist die Segmentresektion eine Option?

Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

© Oleh / stock.adobe.com

Zielgerichtete Interleukin-23p19-Inhibition

Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg v.d.H.

Ist das AMNOG bereit für HIV-Innovationen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Kasuistik

Die stille Last der Acne inversa

Welchen Spielraum es gibt

Patienten rechtssicher ablehnen: So geht’s

Lesetipps
CT des Abdomens, portalvenöse Phase

© Universitätsklinikum Regensburg/Claudia Wolf

Kasuistik

Welche seltene Differenzialdiagnose steckte hinter dem vermuteten Aszites?