Arznei hilft ADHS-Patienten im Verkehr

BERLIN (sir). Ein häufiges Problem Erwachsener mit Aufmerksamkeit-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) sind Fehlreaktionen im Straßenverkehr. Eine kleinere Studie hat ergeben, dass Methylphenidat das Fahrverhalten verbessern kann.

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Die ADHS-Prävalenz bei Erwachsenen wird auf bis zu vier Prozent geschätzt. Viele Betroffene profitieren dabei von einer Therapie mit Psychostimulanzien, wie beim DGPPN-Kongress in Berlin betont wurde. "Über alle Altersgruppen gesehen, benötigt jeder dritte bis vierte ADHS-Patient eine medikamentöse Therapie", sagte Professor Frank Häßler vom Universitätsklinikum Rostock bei einem Symposium von Janssen-Cilag. Wirksamkeit und Verträglichkeit von retardiertem Methylphenidat wurden beispielsweise in der LAMDA*-Studie bei Erwachsenen untersucht. 401 ADHS-Patienten im Alter von 18 bis 65 Jahren erhielten randomisiert entweder Placebo oder 18, 36 oder 72 mg OROS®-MPH (Concerta®) täglich.

"Nach fünf Wochen zeigte sich mit dem retardierten Methylphenidat in allen drei Dosen eine signifikante Besserung des CAARS-Gesamtscores", erklärte Professor Götz-Erik Trott aus Aschaffenburg. Dieser Score wurde speziell zur Ermittlung der Aufmerksamkeit und Impulsivität von Erwachsenen mit ADHS entwickelt. Auch der SDS-Score, in dem die Betroffenen selbst ihre Lebensqualität bewerten, sowie der CGI-Score, der den klinischen Gesamteindruck angibt, waren bei Behandlung mit retardiertem MPH verbessert.

Mehrere kleinere Studien haben darüber hinaus einen praktischen Nutzen von MPH für das Fahrverhalten der Patienten gezeigt. "Das ist ein wichtiges Ergebnis", betonte Häßler. Denn Verkehrsunfälle seien bei Menschen mit ADHS besonders häufig: "In einer Beobachtung machten ADHS-Patienten die Hälfte aller Beteiligten an Motorradunfällen aus. In einer anderen Studie wurde eine zwei- bis vierfach gesteigerte Häufigkeit von Autounfällen bei Fahrern mit ADHS ermittelt", so der Experte.

Mit OROS®-MPH zeigte sich dagegen in einer kontrolliertenCross-Over-Studie eine Verbesserung im Fahrverhalten: Die 35 beteiligten Jugendlichen gerieten im Fahrsimulator seltener aus der Fahrspur oder von der Straße ab, reagierten schneller auf Stopp- oder Kurvensignale, machten seltener unangemessene Bremsmanöver und überschritten seltener die angegebene Geschwindigkeit. Diese Effekte waren gegenüber Placebo signifikant; die ebenfalls getesteten retardierten Amphetaminsalze konnten dies nur in wenigen Punkten erreichen.

*LAMDA: Long-acting Methylphenidate in Adult-ADHD

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