ADHS

Mit Medikation weniger Straftaten

Bei Erwachsenen senkt eine medikamentöse ADHS-Behandlung die Kriminalitätsrate.

Veröffentlicht:

Etwa 5 % aller Kinder in der westlichen Welt erfüllen die Kriterien für ein Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS). Viele von ihnen werden mit Medikamenten behandelt.

Häufig wird die ADHS-Therapie in der Adoleszenz und im frühen Erwachsenenalter beendet. Das hat Folgen, wie eine schwedische Studie zeigt (NEJM 2012; 367: 2006-14).

Eine Arbeitsgruppe um Paul Liechtenstein vom Karolinska Institut in Stockholm hat untersucht, welche Auswirkungen eine Therapieunterbrechung bei ADHS auf die Kriminalität hat. Sie nutzen dazu die Daten aus nationalen Registern mit über 25.656 Patienten (davon 16.087 Männer) mit der Diagnose ADHS.

Die Verbindung verschiedener Datenbanken erlaubte es, Medikation und Verurteilung wegen Straftaten miteinander zu verknüpfen. Dabei wurden Perioden ohne Medikation verglichen mit solchen mit Medikation.

Es zeigte sich, dass es bei Patienten unter Medikation zu einer signifikanten Verminderung der Kriminalitätsrate um 32 % bei Männern und 41 % bei Frauen kam im Vergleich zu Patienten, die die Behandlung ausgesetzt hatten.

Die medikamentöse Therapie erfolgte vorwiegend mit Methylphenidat, seltener mit Amphetamin und Dextroamphetamin oder Atomoxetin. Endpunkt war die Verurteilung wegen einer Straftat. Jeder Patient diente als seine eigene Kontrolle.

Stimulans oder Nicht-Stimulans

Die Verminderung der Kriminalitätsrate war unabhängig davon, ob zur Therapie ein Stimulans oder Nicht-Stimulans genutzt wurde.

Nachdem in Schweden eine Medikamentenbehandlung des ADHS nur durchgeführt wird, wenn zuvor andere Behandlungsmethoden versagt haben, ist davon auszugehen, dass in dem untersuchten Kollektiv die schwereren ADHS-Fälle enthalten waren.

Es ist faszinierend, welche eindrucksvollen Erkenntnisse erzielt werden können, wenn genug auswertbare Daten zur Verfügung stehen und unterschiedliche Datenquellen miteinander verknüpft werden, so Kinderarzt Dr. Hartmut Koch, Vechta.

Die Autoren betonten aber auch selbst, dass die positiven Effekte der Medikation sorgfältig abgewogen werden müssten gegenüber potenziellen Nachteilen. Dabei verweisen sie auf die Arbeit von Graham und Coghill (CNS Drugs 2008; 22: 213-37). (eb)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Das könnte Sie auch interessieren
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

© brizmaker | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Depressionsscreening

Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema

Chronisch kranke Kinder

Mangelernährung frühzeitig erkennen und konsequent angehen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Danone Deutschland GmbH, Frankfurt/Main
7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

© Vink Fan / stock.adobe.com

Aktive schubförmige Multiple Sklerose

7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Kasuistik

Die stille Last der Acne inversa

Lesetipps
CT des Abdomens, portalvenöse Phase

© Universitätsklinikum Regensburg/Claudia Wolf

Kasuistik

Welche seltene Differenzialdiagnose steckte hinter dem vermuteten Aszites?