Pregabalin punktet bei Patienten mit Angststörung

BERLIN (djb). Patienten mit generalisierter Angststörung profitieren von dem Kalziumkanalmodulator Pregabalin. Der Wirkstoff verbindet die Vorteile von Antidepressiva und Benzodiazepinen, ohne deren Nachteile aufzuweisen.

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Pregabalin (Lyrica®) lindert ähnlich rasch wie Benzodiazepine die psychischen und körperlichen Symptome der Angststörung. Allerdings wirke es weniger sedierend und mache nicht abhängig, sagte Professor Hans-Peter Volz aus Werneck. Anders als Antidepressiva (SSRI und SNRI) wirke Pregabalin bei der generalisierten Angststörung (GAD) ohne Latenz, erläuterte der Psychiater bei einer Veranstaltung von Pfizer in Berlin. Auch die typischen unerwünschten Wirkungen serotonerger Substanzen wie initiale Angstzunahme oder sexuelle Dysfunktion treten mit dem Kalziumkanalmodulator nicht auf.

Im Vergleich zu dem selektiven Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer Venlafaxin zeichnete sich Pregabalin durch einen schnelleren Wirkeintritt und ein günstigeres Verträglichkeitsprofil aus, hob Volz hervor. Die Verbesserung auf der Hamilton-Angst-Skala (HAM-A) war in einer randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudie mit 421 Patienten bereits nach einer Woche signifikant im Vergleich zu Placebo.

Venlafaxin IR (Immediate Release, 75 mg / d) erzielte erst nach der zweiten Woche signifikante Resultate. Mit 400 mg oder 600 mg Pregabalin täglich hatte der HAM-A-Gesamtscore nach einer Woche von 26,5 Punkten (dem mittleren Ausgangswert) um 7 und 7,7 Punkte abgenommen. Außerdem hatte Pregabalin, nicht aber das andere Präparat, die bei GAD typischen Schlafstörungen reduziert.

Am Ende der sechswöchigen Therapie war in allen Verumgruppen eine signifikante Verringerung der Symptome eingetreten. Mit 400 mg Pregabalin hatte der HAM-A-Score bei 61 Prozent der Patienten um mindestens 50 Prozent abgenommen, mit 600 mg Pregabalin gelang das bei 58 Prozent und mit 75 mg Venlafaxin bei 62 Prozent der Patienten.

20 Prozent der mit der Kontrollarznei Behandelten brachen die Therapie wegen unerwünschter Wirkungen vorzeitig ab. Mit 400 mg Pregabalin waren es 6 Prozent, mit 600 mg Pregabalin 14 Prozent und mit Placebo 7 Prozent. Die häufigsten unerwünschten Wirkungen mit Pregabalin waren Benommenheit und Schläfrigkeit. Mit Venlafaxin kam es am häufigsten zu Übelkeit, Erbrechen, Benommenheit und Asthenie.

STICHWORT

Generalisierte Angststörung

Die generalisierte Angststörung geht mit übersteigerten ungerichteten Ängsten und übersteigerten Sorgen einher. Sie tritt mit einer Lebenszeitprävalenz von vier bis sechs Prozent auf. Bei Frauen ist die Erkrankung doppelt so häufig wie bei Männern. Zu den psychischen Angstsymptomen gehören Unruhe, Anspannung, Nervosität, Schreckhaftigkeit, Hypervigilanz, Konzentrationsstörungen, leichte Ermüdbarkeit, Reizbarkeit und auch Schlafstörungen. Körperlich manifestiert sich die generalisierte Angsterkrankung mit Herzklopfen, Zittern, Schwindel, Schwitzen oder Muskelanspannung. (djb)

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