Forscher gehen verdeckter Angst auf den Grund

FREIBURG (eb). Angstempfinden ist ein sinnvoller Schutzmechanismus. Doch manchmal nehmen Ängste überhand und sind nur schwer wieder abzulegen.

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Wissenschaftler aus Freiburg, Basel und Bordeaux haben nun die Vorgänge im Gehirn bei der Entstehung und Unterdrückung von Ängsten im Computer simuliert (PLoS Comput Biol 7 / 3: e1001104).

Angstreaktionen werden oft an Mäusen erforscht, indem ein neutraler Reiz - etwa ein Klang - gemeinsam mit einem unangenehmen Reiz auftritt. Die Tiere lernen so, auch vor diesem Klang Angst zu haben.

Wichtig ist dabei der Kontext: Wird der ängstigende Klang viele Male in einem neuen Umfeld vorgespielt, ohne dass etwas Unangenehmes passiert, legen die Mäuse ihre Angst ab. Diese kehrt aber sofort zurück, wenn der Klang im ursprünglichen oder in einem völlig neuen Kontext auftritt, heißt es in einer Mitteilung der Uni Freiburg.

Die Forscher erklären erstmals, wie scheinbar abgelegte Ängste in Wirklichkeit nur verdeckt, aber nicht verschwunden sein können. Dass Angstempfinden im Gehirn verdeckt werden kann, ist seit längerem bekannt. Neu ist, dass dabei zwei Gruppen von Neuronen im Mandelkern beteiligt sind.

In ihrer aktuellen Studie zeigen die Forscher durch den "Nachbau" des Nervennetzes, wie die Maskierung der Angst abläuft: Eine Gruppe von Zellen steuert das Angstverhalten, die zweite die Unterdrückung von Angst. Ist die zweite Gruppe aktiv, verhindert sie, dass die Aktivität der ersten an andere Stellen im Gehirn weitergeleitet wird.

Trotzdem sind die Verbindungen zwischen den Zellen, die Angst kodieren, noch vorhanden. Sobald die Maskierung wegfällt, etwa durch eine Veränderung des Kontexts, werden diese Verbindungen schnell wieder aktiv und die Angst kehrt zurück. Diese Einsichten, so die Forscher, seien auf den Menschen übertragbar und helfen zu verstehen, wie bei Angst erfolgreich therapiert werden kann.

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