Bei Akromegalie kommt Pharmakotherapie vor Radiatio

NEU-ISENBURG (ner). Bei Akromegalie-Patienten sollte nach der chirurgischen Behandlung die Sekundärtherapie mit Somatostatin-Analoga bevorzugt werden, empfehlen Neuroendokrinologen. Die Radiotherapie steht erst an dritter Stelle.

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Therapie der Wahl bei Akromegalie-Patienten ist die mikrochirurgische Entfernung des Hypophysen-Adenoms, welches übermäßig Wachstumshormone (STH-Somatotropin) produziert. Gelingt dies nicht vollständig oder ist der Krankheitsverlauf progredient, wird bislang oft bestrahlt.

  Durch ein altes Foto werden Veränderungen des Gesichts deutlich.

Jetzt hat allerdings eine britische Datenbank-Analyse bei 419 Patienten über zehn Jahre ergeben, daß die Radiotherapie, verglichen mit der Pharmakotherapie, mit einer erhöhten Mortalitätsrate verbunden ist, wie Professor Michael Sheppard von der Universität Birmingham bei einer Internet-Pressekonferenz von Novartis mitgeteilt hat. "Daher muß die medikamentöse Therapie als bessere Sekundärtherapie angesehen werden", sage Sheppard.

Der STH-Spiegel sei ein guter Parameter, um die Prognose der Patienten einschätzen zu können, so Sheppard. So wiesen in der Datenbankanalyse Patienten mit STH-Spiegeln unter 2 Mikrogramm/Liter keinen Unterschied in der Sterblichkeit im Vergleich zu Gesunden auf, über 2 Mikrogramm/Liter sei das Sterberisiko aber deutlich erhöht. Somatostatin-Analoga wie Octreotid (Sandostatin®) blockieren den Effekt von STH und IGF-1 (Insulin-like growth factor). Retardpräparate brauchen nur einmal monatlich i.m. gespritzt zu werden. Die Verträglichkeit sei gut.

Eines der Hauptprobleme sei jedoch, daß die Therapie oft sehr spät begonnen werde, so Sheppard. Das sei auf die Seltenheit der Erkrankung zurückzuführen - die Prävalenz liegt bei 40 bis 60 pro einer Million Einwohner - aber auch auf die äußerst variable Symptomatik. Wird die Akromegalie nicht erkannt, kommt es später zu kardiovaskulären Erkrankungen, Diabetes oder malignen Tumoren.

Wenn die alten Schuhe oder der Ehering nicht mehr passen oder wegen Zahnveränderungen Probleme beim Essen auftauchen, sollte an die Möglichkeit einer Akromegalie gedacht werden.

Sheppard empfiehlt, sich auch mal ein altes Foto zeigen zu lassen. Dieses offenbare gegebenenfalls extreme Veränderungen des Gesichts. Die frühe Therapie könne extreme körperliche Symptome und Organveränderungen verhindern sowie die Lebenserwartung verlängern.

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