Zelltherapie bei Chorea Huntington begonnen

FRANKFURT/MAIN (KHS). Eine neue Stammzelltherapie läßt Patienten mit Chorea Huntington hoffen. Dabei werden Zellen aus dem Corpus striatum von menschlichen Embryonen in das Striatum von Patienten übertragen. Bei einem Teil der Patienten ließ sich in ersten Studien die Progression der Erkrankung vorerst stoppen. Jetzt wird das Verfahren in einer Phase-II-Studie auch in Deutschland geprüft.

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In Freiburg sei im Sommer 2005 der erste Patient in Deutschland operiert worden, hat Professor Guido Nikkhah vom Universitätsklinikum Freiburg berichtet. Zuvor hatten in Frankreich fünf Transplantationen zu teilweise ermutigenden Ergebnissen geführt.

Drei dieser fünf Patienten befänden sich in einer bis zu sieben Jahre dauernden stabilen Phase der Erkrankung. Bei zwei Patienten sei der Krankheitsprozeß nach Absetzen der Immunsuppression wie bei nichtbehandelten Patienten weiter fortgeschritten, so Nikkhah auf einem vom Bundesforschungsministerium unterstützten Veranstaltung in Frankfurt am Main.

In der jetzt begonnenen, europäischen Phase-II-Studie, an der sich die Freiburger Neurochirurgen beteiligen, werde aus ethischen Gründen auf eine Kontrollgruppe mit Scheinoperation verzichtet. Bei Scheinoperationen wird ein Bohrloch im Schädel gesetzt, ohne Zellen zu transplantieren.

Mehrere Forscher hätten nach Angaben von Nikkhah ein solches Vorgehen bei Huntington-Patienten abgelehnt. Daher habe man sich für eine longitudinale Vergleichsstudie entschieden: Von den insgesamt 80 Patienten sollen 40 Patienten ein Jahr nach Diagnosestellung operiert werden, die Vergleichsgruppe weitere 18 Monate später.

Ein großes Problem der Stammzelltherapie sei zur Zeit noch, daß man nicht wisse, in welchem Differenzierungsstadium die Zellen im Gehirn am besten überlebten. Noch sei offen, so Nikkhah, welche der verschiedenen Stammzelltypen eine Rekonstruktion des Corpus striatum ermöglichten. Deshalb seien ergänzende Studien mit Tieren unverzichtbar. Dies erfordere allerdings noch Jahre, bis die Methode bei Chorea Huntington ausgereift sei.



STICHWORT

Chorea Huntington

Die Chorea Huntington ist eine neurodegenerative Erbkrankheit mit einer Prävalenz von 1:10 000. Sie tritt meist zwischen dem 35. und dem 50. Lebensjahr auf. Ursache ist ein Gendefekt auf Chromosom 4. Es gehen Zellen im Striatum zu Grunde, die die motorische Aktivität dämpfen. Typisch sind unfreiwillige Hyperkinesen. Affekt- und Antriebsstörungen gehen den neurologischen Symptomen meist Jahre voraus. Im Spätstadium kommt es zur Demenz. Durch einen Gentest läßt sich einfach feststellen, ob Familienangehörige von Patienten betroffen sind. Allerdings gibt es keine wirkungsvolle Therapie.

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