Botulinumtoxin gegen Stimmband-Krämpfe

BONN (eb). Bei Stimmlippen-Krämpfen kann eine Injektion von Botulinumtoxin die Stimmbildung bessern. Durch die Injektion wird eine der beiden Stimmlippen gelähmt. Inzwischen bieten einige HNO-Zentren diese Therapie an, neuerdings auch die Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde des Universitätsklinikums Bonn.

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Der Stimmbandkrampf (spasmodische Dysphonie), ist eine neurologische Erkrankung, deren Ursache nicht bekannt ist. "Die Muskelbewegungen bei der Stimmgebung sind nicht koordiniert - es gibt nur Vollgas oder Leerlauf", erklärt Professor Götz Schade. Er leitet die Abteilung für Phoniatrie und Pädaudiologie an der Bonner HNO-Universitätsklinik.

Sind die Stimmlippen-Adduktoren betroffen, kommt es zur spasmodischen Dysphonie. Die Stimme klingt gepresst und knarrend. Bei starken Krämpfen bricht die Stimme weg.

Bei dem selteneren Abduktor-Typ können sich die Stimmlippen nicht mehr schließen. Betroffene haben eine flüsternde und hauchende Stimme.

Eine spasmodische Dysphonie kann so schwer sein, dass eine sprachliche Kommunikation nicht mehr möglich ist. Mit Botulinumtoxin gehen die Kollegen in Bonn gegen die Symptome an. Dazu schieben sie eine sehr dünne Spezialnadel von außen durch die Haut bis ins Kehlkopfinnere. "Das geht auch ohne Betäubung. Unser Patient spürt nur einen kleinen Einstich wie beim Blutabnehmen. Und zu einem Würgereiz kommt es so gut wie nicht", sagt Schade.

Während der Patient einige Töne produziert, tastet sich der Arzt vorsichtig mit der Nadelspitze an die Stimmlippen heran und spritzt einen kleinen Tropfen Botulinumtoxin in den Muskel. Dabei dient die Spezialnadel auch als Elektrode und misst die elektrische Muskelaktivität (Elektro-Myographie, EMG). Die EMG macht Muskelbewegungen hörbar, und Professor Schade kann die Nadel lokalisieren: "Wenn es knattert, hat die Nadel ihr Ziel erreicht. Das erfordert viel Geschick und Erfahrung", sagt Professor Schade.

Eingespritzt in einen Stimmlippenmuskel, lähmt das Bakteriengift Botulinumtoxin eine Seite der Stimmlippen. Nach einer anfänglichen Heiserkeit hat der Patient dadurch etwa vier Monate lang eine deutlich verbesserte Stimme. Die Therapie kann bis zu vier Mal im Jahr erfolgen. Allerdings: Die Krankenkassen übernehmen die Kosten nicht immer.

Weitere Informationen via Internet: www.hno.uniklinik-bonn.de

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