Ein Botulinum-A-Toxin löst keine Antikörperbildung aus

FRANKFURT AM MAIN (hae). Etwa 80 000 Menschen in Deutschland haben einen Schiefhals (Torticollis spasmodicus). Patienten mit einer rotatorischen Komponente dieser Erkrankung sprechen gut auf Injektionen mit Botulinumtoxin A an, wenn der beteiligte Muskel richtig getroffen wird.

Veröffentlicht:

Ein rein rotatorischer Torticollis ist allerdings selten, hat der Neurologe Professor Wolfgang Jost aus Wiesbaden berichtet. Meist erschweren die anderen Formen Anterocollis, Retrocollis und Laterocollis oder aber ein dystoner Tremor die Diagnose und die Behandlung. Die Torticollis-bedingte Fehlhaltung ist jedoch nicht nur schmerzhaft. Ohne Therapie führt sie langfristig auch zu degenerativen Veränderungen und massiven psychosozialen Beeinträchtigungen, so Jost bei einer Veranstaltung des Unternehmens Merz in Frankfurt am Main.

Therapie der Wahl ist die Ausschaltung der auslösenden Muskulatur durch Injektion von Botulinumtoxin A. Die Hemmung der neuromuskulären Transmission hält drei bis vier Monate an und muss lebenslang wiederholt werden. Reinjektionen könnten Restbeschwerden eliminieren, werden wegen der Gefahr von Antikörperbildung aber nicht gemacht.

Große Hoffnungen auf fehlende Immunogenität setzt der Neurologe in das komplexproteinfreie Botulinumtoxin A. In Deutschland ist es als Xeomin® bei Torticollis mit rotatorischer Komponente sowie bei Blepharospasmus zugelassen. Es enthält nur die reine Neurotoxinkette und hat sich als so wirksam und verträglich wie Vergleichspräparate erwiesen. Äquipotent dosiert hat die Substanz aber den Vorteil, dass Proteindosis gering ist und dass sie bei Raumtemperatur gelagert werden kann. Bisher wurden mit dem komplexproteinfreien Botulinumtoxin A in Deutschland über 20 000 Patienten erfolgreich therapiert. Bislang hat Jost bei keinem Patienten eine Antikörperbildung beobachtet.

Mehr zum Thema

Mitochondriale Dysfunktion

Atmungskette bei Alzheimer offenbar beeinträchtigt

Glosse

Die Duftmarke: Frühlingserwachen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tierexperiment: Neuer Signalweg identifiziert

Essen in Sicht? Die Leber ist schon aktiv!

Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer