KOMMENTAR
Turbo fürs Gehirn bleibt Zukunftsmusik
Den Turbo fürs Gehirn wird es so schnell nicht geben. Schon allein deswegen nicht, weil es kaum reizvoll sein dürfte, sich ein Loch in den Schädel bohren und ein paar Elektroden ins Hirn stecken zu lassen, nur um seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen. Die Tiefenhirnstimulation ist und bleibt eine Methode, um schwer kranken Menschen zu helfen, und zwar dann, wenn dies auf andere Weise nicht möglich ist.
Was Forscher jetzt bei einem ex-trem adipösen Patienten durch Zufall entdeckt haben macht jedoch deutlich: Auch kognitive Funktionen lassen sich durch gezielte Stromreize verbessern. Damit gibt es kaum noch einen Bereich der Hirnfunktion, der sich nicht durch einen punktuellen Eingriff manipulieren ließe. Denn seit einiger Zeit weiß man schließlich auch, dass Elektroden im Hirn nicht nur die Motorik verbessern, sondern auch die Stimmung heben können.
Für die einen mag es am Selbstbild kratzen, wenn sich Teile der Persönlichkeit bereits durch ein solch grobes Verfahren verändern lassen. Andere sehen darin sicher auch Chancen: Was wäre wohl möglich, wenn man neurale Schaltkreise nicht nur punktuell mit immer der selben Spannung reizt, wie das bisher der Fall ist, sondern mit komplexeren Implantaten feinreguliert? Forscher arbeiten längst an solchen Geräten. Sie sollen eines Tages Parkinson- und Depressionspatienten funktionell heilen. Sie könnten dann aber auch jede andere Hirnfunktion enorm verändern.
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