DGPPN warnt vor Sonderweg bei Burnout-Diagnostik

BERLIN (af). Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) schlägt Alarm.

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Deutschland drohe aus der internationalen Klassifikation von Erkrankungen der Weltgesundheitsorganisation auszuscheren und mit dem Burnout-Begriff eine neue, deutsche Krankheitsdefinition zu schaffen, warnte der Bonner Professor Wolfgang Maier, der künftige Präsident der Fachgesellschaft, beim Hauptstadtsymposium der DGPPN.

Die DGPPN verweist in einem aktuellen Positionspapier darauf, dass Burnout tatsächlich nur im Anhang des ICD-10 erwähnt werde, und zwar als einer der Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen.

Burnout zu erleben, könne zu Depression, Alkoholmissbrauch, Angststörungen, chronischen Schmerzen, Tinnitus, Bluthochdruck und Infektionskrankheiten führen, stellt die DGPPN fest. Burnout könne aber auch ein Frühindikator für Psychosen, Multiple Sklerose oder Tumoren sein.

Für Burnout ohne gleichzeitig bestehende Erkrankung gebe es keine als wirksam nachgewiesenen Therapien, für die zugrunde liegenden Krankheiten sehr wohl, betonten die Fachleute bei dem Symposium.

Psychisch ungesunde Arbeitsplätze erforschen

Diese nicht wahrzunehmen könne eine gefährliche Unter- und Fehlversorgung der erkrankten Menschen bedeuten. Dies gelte vor allem für die Gleichstellung des lebensbedrohlichen Krankheitsbildes der Depression mit Burnout.

Die gesicherten Therapien, die es für die hinter dem Burnout stehenden Krankheiten gebe, dürften Ärzte den Betroffenen, die einen Burnout erleben, durch den Verzicht auf eine gründliche medizinische Untersuchung und eine differenzierende Diagnostik nicht vorenthalten.

Die DGPPN hat die Bundesregierung aufgefordert, den Risikofaktor "psychisch ungesunder Arbeitsplatz" zum Gegenstand einer breit angelegten Forschungsinitiative zu machen. Die Burnout-Prävention sei nicht primäre Aufgabe des Gesundheitswesens, sondern auch der Sozialpartner.

Die DGPPN fordert in ihrem Positionspapier, dass Arbeitgeber und Gewerkschaften die Position von Betriebsärzten beim Aufbau "psychisch gesunder Arbeitsplätze" stärken.

Psychische Belastungen am Arbeitsplatz sollten den medizinischen Risiken von Lärm, Licht, Vibrationen oder Giftstoffen gleichgestellt sein. Deutschland sollte darin dem Beispiel zahlreicher anderer europäischer Länder folgen.

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