Männer

Depressiv macht aggressiv

Depressionen sind bei Männern offenbar nicht seltener als bei Frauen - nur die Symptome sind andere, wie eine US-Studie zeigt: So sind depressive Männer oft gereizt und aggressiv.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:
Wutattacken sind bei Männern offenbar typisch für Depressionen. Solche Symptome sollten mehr berücksichtigt werden, fordern Experten.

Wutattacken sind bei Männern offenbar typisch für Depressionen. Solche Symptome sollten mehr berücksichtigt werden, fordern Experten.

© olly / shutterstock

DEARBORN. Aus Längs- und Querschnitts-Studien geht hervor, dass in Deutschland die Lebenszeitprävalenz der Depression bei Frauen mit 25 Prozent doppelt so hoch liegt wie bei Männern mit nur etwa 12 Prozent.

Schon vor mehr als zehn Jahren wurden die traditionellen Diagnosekriterien von manchen Experten angezweifelt, weil Männer aufgrund ihrer gesellschaftlichen Rolle seltener zugeben, zu weinen oder traurig zu sein. Zudem vermuten manche, dass sich Depressionen bei Männern anders zeigen als bei Frauen.

Daten von US-weiter Umfrage

Um Gründe für die unterschiedlichen Lebenszeitprävalenzen zu erforschen, haben Forscher um Dr. Lisa A. Martin von der Universität von Michigan in Dearborn die Daten einer landesweiten Umfrage analysiert.

An der "National Comorbidity Survey Replication" zu psychischer Gesundheit hatten 2382 Männer und 3310 Frauen teilgenommen (JAMA Psychiatry 2013; online 28. August).

Dabei stellte sich heraus, dass Männer mit Depressionen eher als Frauen über Wutattacken/Aggressionen (95 versus 88 Prozent), Drogengebrauch (61 versus 41 Prozent) und riskantes Verhalten (53 versus 29 Prozent) berichten, auch wenn zudem traditionelle Symptome wie depressive Stimmung, Interessenverlust, Freudlosigkeit, Antriebsverminderung und Schlaflosigkeit angegeben werden.

Wurde in der Untersuchung ein Testsystem angewandt, dem männerspezifische Symptome zugrunde lagen (MMS, Male Symptoms Scale), war die Rate der Depressionen bei den Männern höher als bei den Frauen (26 versus 22 Prozent).

Nutzten die Forscher dagegen zum Vergleich ein System, das sowohl traditionelle Symptome als auch alternative, männerspezifische Symptome berücksichtigt, waren die Prävalenzen mit 31 Prozent bei den Männern und 33 Prozent bei den Frauen nahezu gleich.

Geschlechtsspezifische Symptome berücksichtigen!

Auch wenn die Ergebnisse nicht allgemeingültig sein müssen, empfehlen Martin und ihre Kollegen, in künftigen Studien zu klären, wie Männlichkeit und Femininität die Häufigkeit von Depressionen beeinflussen, statt sich ausschließlich auf das Geschlecht zu konzentrieren.

Es müsse geklärt werden, welche Symptome bei Männern tatsächlich Hinweise für eine Depression lieferten.

Wichtig sei den Studiendaten zufolge, betroffene Männer und Frauen auch nach Gefühlen der Reizbarkeit und der Wut sowie nach Drogengebrauch zu fragen.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Männer ticken anders

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Mediensucht, Depressionen, HPV-Impfung

DAK baut Vorsorgeangebot in Kinder- und Jugendarztpraxen aus

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tag des Cholesterins am 6. Juni

HDL-Cholesterin – wie „gut“ ist es wirklich?

Praxisnahe Empfehlungen

Magenkarzinom-Leitlinie aktualisiert: Stärkerer Blick auf Risikofaktoren

Symptom-Checker: ja – Speech-to-Text: nein

KI in der Praxis: Hausarzt Deile nutzt sie gerne, aber mit Grenzen

Lesetipps
Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung

Was tun, wenn ein Patient Typ-1- und Typ-2-Diabetes hat? Die aktualisierte S3-Leitlinie gibt Antworten. (Symbolbild)

© Halfpoint / stock.adobe.com

Breiter gefasste Therapieziele

Aktualisierte Leitlinie zu Typ-1-Diabetes: Lebensqualität rückt nach vorne

Schematische Abbildung einer Injektion an der Wirbelsäule.

© peterschreiber.media / stock.adobe.com

Injektionen an der Wirbelsäule

Bloß nicht spritzen bei Rückenschmerzen?