Epilepsie

EEG-Befunde werden oft falsch interpretiert

Experten fordern: Neurologen, die mit dem EEG arbeiten, müssen besser ausgebildet werden.

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DARMSTADT. In einer Stellungnahme von Juli 2013 schätzte die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN), dass bei bis zu 25 Prozent der Patienten mit Krampfanfällen oder Bewusstseinsstörungen fälschlicherweise Epilepsie diagnostiziert wird. Der Grund dafür sei meist eine falsche Interpretation der Hirnströme.

Ein aktueller Beitrag in der Fachzeitschrift "Aktuelle Neurologie" (Akt Neurol 2014; 41(07): 386-391) bestätige die Einschätzung der Fachgesellschaft und verweise auf Studien, die noch höhere Fehlerquoten ausmachen, teilt die DGKN mit. Demnach könnten in bestimmten Zuweisungszentren sogar 30 bis 35 Prozent der Epilepsie-Diagnosen falsch sein.

Mangelhafte Kenntnisse und zu wenig Erfahrung

Eine Ursache der vielen Fehldiagnosen sehen die Experten der DGKN in mangelhaften Kenntnissen der EEG-Veränderungen und der ungenügenden Erfahrung mit EEG-Auswertungen. "Die hohe Rate an Fehldiagnosen stammt vor allem aus Zentren, denen besonders schwierige Fälle mit unklaren Diagnosen zugewiesen werden", wird Professor Soheyl Noachtar, Experte der DGKN und Leiter des Epilepsie-Zentrums am Klinikum der Universität München-Großhadern, zitiert.

Beim niedergelassenen Neurologen würden seltener falsche Epilepsiediagnosen gestellt. Das Problem dürfe nicht unterschätzt werden, warnt Noachtar. "Denn zu der hohen Fehlerquote kommt eine nicht unerhebliche Dunkelziffer."

Die DGKN fordert: In Deutschland müssten Neurologen, die mit dem EEG arbeiten, besser ausgebildet werden. "Möglichst jeder Neurologe sollte daher die zertifizierte EEG-Zusatzausbildung der DGKN durchlaufen", so Professor Detlef Claus, Vorstandsmitglied der DGKN.

Diese sei nicht nur für spätere EEG-Ausbilder geeignet, sondern müsse die Qualität der EEG-Interpretation bei jedem Neurologen sicher stellen. Die DGKN-Richtlinien sehen für die Ausbildung bei ganztägiger Tätigkeit ein halbes Jahr vor. Auszubildende müssten mindestens 800 EEG-Kurven auswerten, darunter 200 EEGs mit epileptiformen oder Anfallsmustern.

Nach abgeschlossener Prüfung erwerben die Teilnehmer ein Zertifikat. Entsprechende Fortbildungsangebote bietet die DGKN an. (eb)

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