Dopamin-Agonisten lassen Stammzellen im Gehirn wachsen

MARBURG (ner). Neue tierexperimentelle Studien und In-vitro-Versuche deuten darauf hin, daß Dopamin-Agonisten das Wachstum von Nervenzellen und Nervenendigungen fördern. Ein klinische Studie soll jetzt mit bildgebenden Verfahren klären, ob sich dieser Vorteil auch bei einer oralen Therapie mit den Arzneien feststellen läßt.

Veröffentlicht:

Es gibt Hinweise darauf, daß Morbus Parkinson bereits zehn bis 15 Jahre vor dem Auftreten der ersten klinischen Symptome beginnt. Und zwar mit dem Tod von Nervenzellen im Bulbus olfactorius (Stadium I), der sich über den Hirnstamm (Stadium II) bis zur Substantia nigra (Stadium III) fortsetzt. Daran hat Professor Wolfgang Oertel aus Marburg erinnert. Mit neuroprotektiven Substanzen möchten Neurologen diese Prozesse aufhalten. Ob etwa Dopamin-Agonisten solche zellschützenden Eigenschaften haben, werde derzeit überprüft, sagte der Neurologe bei einer von Pfizer unterstützten Veranstaltung.

So hat die Marburger Arbeitsgruppe von Oertel gemeinsam mit französischen Forschern festgestellt, daß Dopamin-Agonisten, die in einem Parkinson-Tiermodell direkt in den Bereich der geschädigten Stammganglien injiziert wurden, dort die Zahl der neuronalen Stammzellen erhöhten. Das bedeute, daß Dopamin nicht nur für die Kommunikation zwischen Nervenzellen benötigt werde, sondern offenbar auch die Entwicklung von neuen Nervenzellen und Neuroglia fördere, so Oertel.

Für den Dopamin-Agonisten Cabergolin (Cabaseril®) ist kürzlich nachgewiesen worden, daß er den Wachstumsfaktor GDNF (glial cell derived nerve growth factor) induziert (Pharmacology 71, 2004, 162). GDNF verhindert den Untergang dopaminerger Zellen im Gehirn und führt zum erneuten Aussprossen dopaminerger Nervenendigungen, so Oertel.

In einer britischen Pilotstudie mit fünf schwerkranken Parkinson-Patienten sei es nach GDNF-Injektionen ins Putamen zu einer deutlichen Besserung der Symptome gekommen (wir berichteten). Die Ergebnisse einer größeren Studie mit GDNF werden in diesem Sommer erwartet.

Inzwischen können neuroprotektive Effekte durch spezielle bildgebende Verfahren direkt nachgewiesen werden. Mit Hilfe der Positronen-Emmissions-Tomographie (PET) werde etwa die Umwandlung von L-Dopa in Dopamin sowie die Speicherung von Dopamin in synaptischen Vesikeln dargestellt, mit SPECT (Einzelphotonen-Emmissions-Tomographie) der Dopamin-Transport.

In der jetzt anlaufenden europäischen AMADEUS-Studie wird mit diesen Verfahren geprüft, wie gut L-Dopa, Cabergolin oder Placebo die Degeneration dopaminerger Nerven bei Parkinson-Patienten im Frühstadium reduzieren können.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

US-Analyse

Vermehrt Parkinsonfälle bei hohen Trichlorethylen-Emissionen

Das könnte Sie auch interessieren
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

© brizmaker | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Depressionsscreening

Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: FIB-4 1,3: numerische 26%ige Risikoreduktion der 3-Punkt-MACE durch Semaglutid 2,4mg

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [17]

Kardiovaskuläre, renale und hepatische Komorbiditäten

Therapie der Adipositas – mehr als Gewichtsabnahme

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Durvalumab im Real-World-Vergleich

© Springer Medizin Verlag

ED-SCLC

Durvalumab im Real-World-Vergleich

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Kopfschmerzen

Migräne: Welche Therapie bei älteren Patienten möglich ist

10 Fragen, 10 Antworten

Ausgeschlafen trotz Schichtdienst: Wie das klappen kann

Lesetipps
Stethoskop auf Geldmünzen

© oppoh / stock.adobe.com / Generated by AI

EBM-Abrechnung 2026

Vorhaltepauschale 2.0: Bei 10 Kriterien ist für jeden was dabei

Großer Andrang am Quartalsanfang? Mit der Ersatzbescheinigung könnten sich vor allem Menschen mit chronischen Erkrankungen den Weg in die Praxis sparen.

© Picture-Factory / stock.adobe.com

Neues Verfahren mit Potenzial

Das bringt die elektronische Ersatzbescheinigung den Praxen