KOMMENTAR

Keine Angst vor Elektroden im Hirn!

Von Thomas Müller Veröffentlicht:

Zugegeben - die Vorstellung, sich Elektroden ins Hirn pflanzen zu lassen, klingt nicht gerade angenehm. Kein Wunder also, dass man dies bei Parkinson-Kranken erst tut, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind und man mit Medikamenten alleine nicht mehr weiterkommt. Vielleicht sollte man die Tiefenhirnstimulation aber etwas nüchterner betrachten: als ein Verfahren, das die Parkinson-Symptome meist besser lindert als eine alleinige Arznei-Therapie. Und das gilt nicht nur für Patienten im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung, sondern offenbar auch im frühen Stadium. Darauf deuten zumindest die Ergebnisse einer kleineren Studie. Warum also sollte man die Hirnstimulation nur bei schwer Kranken anwenden?

Sicher, noch gibt es nur wenige Daten zur Hirnstimulation bei relativ jungen Parkinson-Patienten. Aber diese Daten sind sehr ermutigend. Wenn es tatsächlich gelingt, motorische Komplikationen mit der Methode hinauszuzögern und den L-Dopa-Bedarf zu reduzieren, was die jetzt publizierte Studie nahelegt, dann lässt sich die Lebensqualität der Patienten möglicherweise über Jahre hinweg verbessern. Das wäre ein gutes Argument, die Hirnstimulation schon viel früher anzuwenden. Allerdings erhalten in Deutschland selbst Schwerkranke nur selten einen Hirnschrittmacher. Die Chance, dass bald auch Patienten mit milden und mäßigen Symptomen von der Methode profitieren, ist daher wohl eher gering.

Lesen Sie dazu auch: Stromimpulse helfen jungen Parkinson-Kranken

Mehr zum Thema

Aktuelle Forschung

Deutscher Parkinsonkongress: Die Themen im Überblick

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Koordinierende Versorgung als Ziel

Long-COVID-Richtlinie in Kraft - jetzt fehlt noch die Vergütung

Lesetipps
128. Deutscher Ärztetag in der Mainzer Rheingoldhalle.

© Rolf Schulten

Berufliche Qualifikation

Ärztetag fordert von der EU Priorität für Gesundheitsthemen