Parkinson-Kranke lernen große Schritte

BEELITZ-HEILSTÄTTEN (sir). Parkinson-Patienten gehen oft unbewusst in immer kleineren Schritten. Auch das Starten einer Bewegung kann ihnen viele Schwierigkeiten bereiten. Ein spezielles Bewegungsprogramm hilft ihnen, die Motorik so gut wie möglich zu stabilisieren.

Veröffentlicht:
"Eins!" Laut wie Karatekämpfer zählen Parkinson-Patientin (I.) und Physiotherapeutin die Übungen mit. Das soll große Schritte erleichtern.

"Eins!" Laut wie Karatekämpfer zählen Parkinson-Patientin (I.) und Physiotherapeutin die Übungen mit. Das soll große Schritte erleichtern.

© Foto: sir

Einerseits fürchten Parkinson-Patienten akinetische Phasen, also das "Einfrieren" (Freezing). Andererseits sei zu beobachten, dass sie im Laufe der Erkrankung auch in On-Phasen, also in Phasen guter Beweglichkeit, immer kleinere Schritte machen und immer leiser sprechen, hat Privatdozent Georg Ebersbach aus Beelitz-Heilstätten berichtet.

Ursache dafür scheine eine Wahrnehmungsstörung zu sein: "Sie selbst empfinden sich nicht als kleinschrittig," sagte Ebersbach auf einer Veranstaltung von Boehringer Ingelheim in Beelitz-Heilstätten. Bei beiden Problemen könne eine physiotherapeutische Behandlung helfen.

"Jeder Patient kann unter Anleitung sein eigenes Patentrezept entwickeln, um aus dem Einfrieren auch ohne Medikamente herauszukommen", sagte die Physiotherapeutin Annette Sprock. "Das kann ganz unterschiedlich aussehen." Ein oft verwendetes Hilfsmittel sei ein Gehstock mit ausklappbarer Barriere, über die der Patient ganz bewusst den Fuß setzt: "Der nächste Schritt geht dann wieder von selbst."

Ein ganzes Behandlungskonzept mit der Bezeichnung BIG soll der unbewussten Verkleinerung und Abschwächung der Bewegungen entgegen wirken. Es leitet sich von der Parkinson-Sprachtherapie Lee Silverman Voice Treatment (LSVT) ab. Geübt werden bei BIG alltagsrelevante großräumige Bewegungen, etwa ein großer Schritt nach vorn oder hinten, dazu das Ausbreiten der Arme. Dabei wird laut mitgezählt. Das Training umfasst vier Wochen mit je vier Zeitstunden.

Ab diesem Monat 2008 soll diese Methode in der Berliner BIG-Studie evaluiert werden. Patienten mit Parkinson im Anfangsstadium wird hier entweder das BIG-Training oder physiotherapeutisch angeleitetes Nordic Walking oder lediglich eine einstündige Schulung für ein Selbstübungsprogramm angeboten.

Mehr zum Thema

Aktuelle Forschung

Deutscher Parkinsonkongress: Die Themen im Überblick

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Weniger Nierenkomplikationen

DOAK von Vorteil bei Vorhofflimmern und Niereninsuffizienz

Lesetipps
Das Maximum in Europa für die Facharztweiterbildung seien fünf Jahre, das Minimum drei Jahre. „Nur so als Überlegung, ob und wo man reduzieren könnte“, sagte Prof. Henrik Herrmann (links), der zusammen mit Dr. Johannes Albert Gehle (rechts) den Vorsitz der Ständigen Konferenz „Ärztliche Weiterbildung“ der Bundesärztekammer innehat.

Beschluss des 128. Ärztetags

Die ärztliche Weiterbildung soll schlanker werden