Botulinumtoxin mindert Inkontinenz bei MS

WIESBADEN (ner). Querschittgelähmte Patienten und Multiple-Sklerose-Patienten mit spastischer Blase können durch Injektionen von Botulinumtoxin in den Detrusor wieder harnkontinent werden. Die Wirkung hält bei den meisten Patienten über eine Woche an.

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Neurodegenerative Erkrankungen oder spinale Läsionen verursachen unter anderem Blasenstörungen, etwa Detrusor-Sphinkter-Dyssynergien oder die Detrusor-Hyperaktivität. Studien bei querschnittgelähmten sowie spastisch behinderten Patienten hätten gute Effekte von gezielten Injektionen mit Botulinumtoxin A (Botox®) ergeben, hat Professor Wolfgang Jost aus Wiesbaden berichtet. So könne die Blasenkapazität erhöht, der Blasendruck gesenkt und die Medikation mit Anticholinergika reduziert werden, sagte Jost auf dem Neurologie-Kongreß in Wiesbaden.

In einer Placebo-kontrollierten Studie mit 53 Patienten mit Rückenmarksverletzungen und sechs Multiple-Sklerose-Patienten kam es durch gleichmäßige Injektionen des Toxins per Zystoskop in den Detrusor zu einem etwa 50prozentigen Rückgang der Inkontinenzepisoden in den Verum-Gruppen, nicht jedoch mit Placebo, hat der Neurologe bei einem vom Unternehmen Allergan unterstützten Satellitensymposium berichtet. Die meisten Patienten der Verumgruppe waren für mindestens eine Woche kontinent (J Urol 174, 2005, 196).

Die urodynamischen Parameter verbesserten sich ebenfalls signifikant. 200 Einheiten des Botulinumtoxins waren dabei ebenso effektiv wie 300 Einheiten. Bei der Auswertung eines Lebensqualitäts-Punktwerts erwies sich jedoch die 300-Einheiten-Dosierung als überlegen. Unerwünschte Wirkungen traten nicht häufiger auf als in der Placebo-Gruppe. Auch systemische Wirkungen wurden nicht beobachtet.

Auch nach längerfristiger Behandlung mit Botulinumtoxin sei der Therapieerfolg noch vorhanden, so der Neurologe. Er verwies dabei auf Erfahrungen mit mehr als 200 Patienten mit neurogener Blasenstörung, die über 36 Wochen behandelt wurden. Jost geht davon aus, daß Botulinumtoxin A künftig für die Therapie von Patienten mit Detrusor-Hyperaktivität zugelassen wird.

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