MS-Frühtherapie orientiert sich an der Verträglichkeit

BAD ORB (KHS). Glatirameracetat und die Beta-Interferone sind bei schubförmig verlaufender Multipler Sklerose die Therapien der ersten Wahl. Ihre Wirksamkeit ist in vielen Studien belegt worden.

Veröffentlicht:

Eine Differentialindikation für diese Immunmodulatoren gibt es bis jetzt nicht; dies wird in laufenden Studien noch untersucht. Deshalb sei es sinnvoll, sich bei der Wahl der Medikation am Profil unerwünschter Wirkungen zu orientieren, so Dr. Dieter Pöhlau, Chefarzt der Neurologie an der Kamillus Klinik in Asbach.

Glatirameracetat (Copaxone®) schneide dabei sehr gut ab, da es sehr verträglich sei. Mittlerweile gebe es mit der Substanz Therapieerfahrung bei über 45 000 Patienten mit maximalen Therapiedauern von über 17 Jahren. Pöhlau wies darauf hin, daß Glatirameracetat außer seinen Effekten auf das Immunsystem auch eine antidegenerative Potenz habe.

Wie die meisten Referenten bei dem von den Unternehmen Sanofi-Aventis und Teva Pharma unterstütztem Workshop zur Practica in Bad Orb appellierte auch Pöhlau an die Teilnehmer, mit der MS-Therapie nach möglichst früher Diagnosestellung sofort zu beginnen.

Beim Kortikosteroid-Puls, mit dem er die Therapie einleite, gebe er meist je 1000 mg Kortison über fünf Tage; reiche dies nicht aus, erhöhe er gegebenenfalls sogar auf 2000 mg täglich. Danach setze er entsprechend den Richtlinien der MS-Therapie-Konsensus-Gruppe einen der Immunmodulatoren als Basistherapie ein mit der Option der Eskalation auf das Immunsuppressivum Mitoxantron.

Stabilisiere sich der Zustand des Patienten unter der zytostatischen Therapie, deeskaliere er die Therapie erneut zu einem Basistherapeutikum.

Die konsequente, rasche Therapie sei notwendig, weil Schäden am Axon nicht rückgängig zu machen seien. Pöhlau warnte davor, allzu rasch an eine mild verlaufende MS zu glauben. Von 645 Patienten einer Studie zur Lebensqualität und Lebenssituation von MS-Patienten sei nur ein Patient in der Lage gewesen, nach 25 Jahren ohne Probleme drei Stunden gehen zu können.

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Risikopatienten aufspüren

Bei Multipler Sklerose frühzeitig auf isolierte kognitive Defizite screenen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom