Frühe Therapie verzögert offenbar Beginn einer Schizophrenie

PARIS (mut). Eine Schizophrenie deutet sich bereits ein Jahr im Voraus an: Die Patienten haben dann vorübergehend Wahnsymptome oder sind deutlich verwirrt. Erhalten diese Patienten Neuroleptika, läßt sich eine ausgeprägte Psychose verzögern oder sogar verhindern. Darauf deuten erste Studiendaten.

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So hatten bei einer Studie mit Risperidon nach 12 Monaten 20 Prozent der stark gefährdeten Patienten mit der Arznei eine Schizophrenie entwickelt, ohne Risperidon waren es 36 Prozent. Darauf hat Dr. Stephan Ruhrmann aus Köln beim Psychiatriekongreß in Paris hingewiesen.

In einer Studie hatten fünf von 31 Patienten (17 Prozent) im Prodromalstadium mit Olanzapin nach einem Jahr eine Schizophrenie entwickelt. Mit Placebo waren es zehn von 29 Patienten (34 Prozent). Ein Nachteil dieser Studien sei allerdings, daß die Zahl der Patienten sehr klein war, sagte Ruhrmann auf einem Symposium von Sanofi-Synthelabo.

Mit einer Studie, die jetzt in Deutschland begonnen hat, soll sowohl der Nutzen einer psychologischen Betreuung als auch der Nutzen einer frühen Arzneitherapie bei Patienten im Frühstadium der Krankheit geprüft werden. An der Studie nehmen 260 Patienten teil.

Die Hälfte befindet sich im frühen Prodromalstadium der Krankheit. In diesem Stadium ist die Leistungsfähigkeit der Patienten so beeinträchtigt, daß sie Alltagsaktivitäten nur noch schwer planen und geordnet ausführen können und deshalb oft schon medizinische Hilfe suchen. Die Patienten haben jedoch noch keine ausgeprägten psychotischen Symptome. Die Hälfte dieser Patienten erhält in der Studie eine psychologische Betreuung mit Psychotherapie und kognitivem Training, die andere Hälfte nicht.

130 Patienten der Studie befinden sich bereits in einem späten prodromalen Stadium. Bei ihnen sind schon psychotische Symptome erkennbar. Diese Patienten erhalten zwei Jahre lang entweder das atypische Neuroleptikum Amisulprid (Solian®) kombiniert mit psychologischer Betreuung oder nur psychologische Betreuung.

Die Patienten bekommen je nach Stärke der Symptome täglich zwischen 25 mg und 800 mg der Arznei. Amisulprid sei deshalb gewählt worden, weil es bereits in niedriger Dosierung gut die Negativsymptome lindere und gut verträglich sei, sagte Ruhrmann.

Nach zwölf Wochen liegen jetzt erste Daten zur Therapie mit Amisulprid vor. Demnach besserten sich die Positiv-Symptome mit Amisulprid auf eine Skala, die von 7 bis 40 Punkte (stärkste Symptome) reicht, im Schnitt von 12,3 auf 10 Punkte. Die Negativ-Symptome besserten sich von knapp 19 auf knapp 15 Punkte.

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