Gut verträgliches Neuroleptikum fördert Compliance

BONN (kas). Mit dem atypischen Neuroleptikum Quetiapin (Seroquel®) kommt es nur zu einem geringen Gewichtsanstieg. Auch Prolaktinspiegel steigen während einer Therapie mit der Arznei kaum, und extrapyramidale Störungen kommen nicht seltener vor als mit Placebo. Dies trägt offenbar zu einer besonders guten Compliance der Patienten mit Schizophrenie bei.

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Ein vorzeitiger Abbruch der medikamentösen Therapie verfünffacht das Rückfallrisiko. Darauf hat Professor Siegfried Kasper aus Wien hingewiesen. Entscheidend für die Therapietreue ist die Zufriedenheit mit der Therapie. Wirksamkeit sowohl auf die Positiv- als auch auf die Negativsymptomatik ist bei den neueren atypischen Neuroleptika Quetiapin, Risperidon und Olanzapin gegeben.

Da heute bereits bei einer ersten Schizophrenie-Episode eine längerfristige medikamentöse Therapie empfohlen werde, sei die Verträglichkeit eines Präparates besonders wichtig, so Kasper bei einer Veranstaltung des Unternehmens AstraZeneca in Bonn.

Und hier gebe es durchaus Unterschiede zwischen den Atypika. So steige mit Quetiapin das Körpergewicht im Mittel nach zwölf Wochen nur um 1 kg, im Vergleich zu 4 kg nach zehn Wochen mit Olanzapin. Anstiege des Prolaktinspiegels gebe es mit Quetiapin kaum, mit Risperidon jedoch öfter. Besonders aber die bei Haloperidol gefürchteten extrapyramidalen Symptome liegen bei Quetiapin auf Placebo-Niveau.

Ob es nun am günstigen Wirkprofil oder an der Verträglichkeit liege, tatsächlich sei die Therapietreue der Patienten unter Quetiapin nach zwölf Monaten statistisch signifikant höher als unter Olanzapin, Risperidon und Haloperidol, sagte Kasper. Dies habe eine Analyse der in Deutschland gewonnenen Verschreibungsdaten ergeben. Mit Quetiapin blieben die Patienten der Therapie mit 230 bis 260 Tagen auch sehr viel länger treu als bei anderen Neuroleptika mit 80 bis 160 Tagen.

Wegen der besseren Compliance müßten weniger Patienten stationär aufgenommen werden, so Kasper. In einer Studie bei insgesamt 8200 Patienten mit Schizophrenie oder bipolaren Störungen sei die Hospitalisierungsrate nach sechsmonatiger Therapie mit Quetiapin signifikant niedriger gewesen als mit anderen Atypika, so der Psychiater.

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