Alkohol und Schlaf

Der Schlummertrunk - ein Wachmacher?

Wer sich abends vom Alkohol beduselt in die Pfühle kuschelt, schläft zwar rascher ein. Doch der Schlummer ist nicht von langer Dauer, wie eine neue Übersichtsstudie zeigt.

Veröffentlicht:
Gute Nacht: Klara Herzog alias Christiane Hörbiger 1996 mit ihrem Schlummertrunk in der Komödie "Diebinnen".

Gute Nacht: Klara Herzog alias Christiane Hörbiger 1996 mit ihrem Schlummertrunk in der Komödie "Diebinnen".

© teutopress / imago

LONDON. Um sich das Einschlafen zu erleichtern, greift die eine oder der andere gerne mal zu mehr oder weniger Hochprozentigem.

Ein Team von englischen und kanadischen Schlafmedizinern hat sich nun in einer Übersichtsstudie mit dem Thema befasst, welche Wirkungen der Konsum von Alkohol vor dem Zubettgehen auf die Schlafqualität hat.

Dabei stellte sich heraus: Beschwipst schläft man tatsächlich schneller ein. Doch in der zweiten Nachthälfte muss man diesen vermeintlichen Vorteil mit gehäuften Wachphasen büßen (Alcohol Clin Exp Res 2013: online 22. Januar).

Während nämlich Alkohol in der ersten Schlafhälfte einen stabilisierenden Effekt besitzt, schlägt dies danach ins Gegenteil um. Die Schlafzeit nimmt dadurch insgesamt ab, das Wachliegen zu.

Tiefschlafphasen (Slow-Wave-Schlaf) treten in der ersten Nachthälfte vermehrt auf. Die Wirkungen in der zweiten Hälfte des Schlafs sind hingegen dosisabhängig.

Signifikant längerer Tiefschlaf findet sich bei hohen Dosen, worunter Trinkmengen ab etwa 60 Gramm Alkohol zu verstehen sind. Das entspricht im Labor vier Standarddrinks und im Wirtshaus rund 1,5 Liter Bier (5 Prozent) beziehungsweise 600 Milliliter Wein (12 Prozent).

Eine Unterdrückung der REM-Schlafphasen konnten die Forscher für kleine Mengen Alkohol - also bis zu zwei Standardgetränken - nicht nachweisen. Damit war nicht zu rechnen; bisher galt die REM-Suppression als der Alkoholeffekt schlechthin, und zwar in allen Dosierungen.

Mäßige oder hohe Dosen allerdings wirkten sich deutlich aus: Der Anteil der REM-Phasen am Gesamtschlaf sank, und die Zeit bis zur ersten REM-Phase verlängerte sich.

In die Studie der englisch-kanadischen Schlafexperten waren die Resultate von 20 Publikationen eingeflossen, an denen insgesamt 517 freiwillige Trinkerinnen und Trinker teilgenommen hatten.

In allen Fällen wurde das Nüchternmuster des Schlafs bestimmt, bevor es an die gefüllten Gläser ging. Die Aufzeichnung der Schlafphasen erfolgte mithilfe der Polysomnografie. (rb)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Erste Empfehlungen

Kopfschmerzen im Schlaf: Woran liegt es und was hilft?

Stellungnahme der American Academy of Sleep Medicine

Schläfrige Patienten: Müdigkeitsanamnese auf keinen Fall verschlafen

Das könnte Sie auch interessieren
PAP senkt Mortalität signifikant

© ResMed

Lancet: Neue Meta-Analyse

PAP senkt Mortalität signifikant

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

© ResMed

PAP scheitert oft

Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Schlafstörungen als Warnsignal

© shapecharge | iStock

Früherkennung Demenz

Schlafstörungen als Warnsignal

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 25.01.201313:23 Uhr

Im Westen nichts Neues ...

"Two drinks a day keeps the doctor away" heißt n i c h t, dass die Dosis vor dem Einschlafen nochmals verdoppelt werden sollte. Maximal 0,25 L Wein ("Viertele") oder 2 kleine Flaschen Bier à 0,33 L sind im Sinne des "French Paradoxon" kardioprotektiv und stören nicht die Schlafarchitektur.

Jede Form von Rauschtrinken bis zur Somnolenz oder gar Intoxikation bis zum Koma fördert zwar das ultimative Einschlafen, schädigt zugleich durch toxische, metabolische, diuretische und zentralnervöse Auswirkungen nicht nur die Physiologie des erholsamen Schlafes. Dazu bedurfte es eigentlich keiner Metaanalyse.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Sonderberichte zum Thema

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

© Dr_Microbe / stock.adobe.com

Entwicklungen in der Therapie neuromuskulärer Erkrankungen

Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Abb. 1: a) Verlauf einer Gruppe unbehandelter Personen, b) 5-Jahres-Daten der SUNFISH-Studie Teil1, c) Teil2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Therapie der 5q-assoziierten SMA

Risdiplam-Filmtabletten: flexiblere Anwendung im Alltag

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Lesetipps
Ein Traum für jeden Patienten mit insulinpflichtigem Diabetes: Eine vollständig automatisierte Insulingabe mit Full-Closed-Loop (FCL)-Systemen dank künstlicher Intelligenz (KI).

© Iryna / stock.adobe.com

KI in AID-Systemen

Diabetes: Vollautomatisierte Insulinpumpen sind im Kommen

Patient mit Hypoglykämie, der seinen Blutzuckerspiegel mit einem kontinuierlichen Blutzuckermesssensor und einer Smartphone-App überwacht.

© martenaba / stock.adobe.com

Trotz Schulung

Die wenigsten Diabetes-Patienten reagieren adäquat auf Hypoglykämie

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren