Nachtfahrten: Müdigkeit wirkt wie Alkohol

Wer mit dem Auto in der Nacht drei Stunden fährt, ist dann genauso fit, als hätte er 0,8 Promille.

Veröffentlicht:
Längere Nachtfahrten haben Einfluss auf die Fahrtüchtigkeit ähnlich wie Alkoholkonsum.

Längere Nachtfahrten haben Einfluss auf die Fahrtüchtigkeit ähnlich wie Alkoholkonsum.

© VoigtFoto/jspang/imago

NEU-ISENBURG (eb). In den Industrieländern sind circa 20 Prozent aller Verkehrsunfälle durch Müdigkeit am Steuer bedingt. Müdigkeit am Steuer kann verschiedene Ursachen haben wie Medikamenteneinnahme oder zu lange Fahrzeiten.

Auch Alkoholeinfluss spielt eine Rolle für vermehrte Müdigkeit bei Nachtfahrten. In einer aktuellen Studie wurde der Effekt der Fahrzeitlänge bei Nacht mit dem von Alkoholeinfluss auf die Fahrtüchtigkeit verglichen (J Sleep Res 2011; 20: 585-588).

In einem Cross-over-Design wurden 14 gesunde Probanden (männlich, mittleres Alter 23,4 ± 1,7 Jahre, mittlere Fahrstrecke pro Jahr 14 250 ± 4 660 km) untersucht. Sie absolvierten jeweils drei unterschiedlich lange Fahrzeiten-Blöcke auf offener Straße bei Nacht. Die Fahrzeiten betrugen zwei Stunden (03.00 - 5.00 h), vier Stunden (01.00 - 5.00 h) und acht Stunden (21.00 - 5.00 h).

Als primärer Endpunkt und Messgröße einer zunehmenden Einschränkung der Fahrtüchtigkeit wurde die Standarddeviation bzw. -abweichung der Lateralposition (SDLP) des für die Messung mit Video ausgerüsteten Fahrzeugs in cm in der letzten Fahrstunde gemessen. Hieraus konnte ein "weaving-Muster" (engl. to weave = torkeln) des Fahrzeugs beschrieben werden.

Das Videosystem maß zehn Mal pro Sekunde die Lateralposition des Fahrzeugs vom rechten markierten Fahrbahnrand. Die Daten wurden dann verglichen mit bereits bekannten Effekten von Alkoholeinfluss auf die Fahrtüchtigkeit bzw. die SDLP.

Zwei Stunden Nachtfahrt - so fit wie bei 0,5 Promille

Die Seitenabweichungen des Fahrzeuges nahmen mit der Länge der Fahrzeit zu. Eine Nacht-Fahrzeit von zwei Stunden entsprach der Fahrtüchtigkeit wie bei einem Blutalkoholspiegel von 0,5 Promille, nach drei Stunden sogar 0,8 Promille.

Diese Ergebnisse unterschieden sich signifikant. Zwischen vier und acht Stunden Fahrzeit ergaben sich allerdings keine weiteren signifikanten Unterschiede.

Fazit: Zu lange kontinuierliche Fahrdauer in der Nacht führt zu Einschränkungen der Fahrtüchtigkeit vergleichbar der unter Alkoholeinfluss. Gerade während Nachtfahrten sollte daher nach spätestens zwei Stunden eine Pause eingelegt werden.

"Die Studie belegt eindrucksvoll den Einfluss von zunehmender Ermüdung auf die Fahrtüchtigkeit bei längeren Nachtfahrten", kommentiert Professor Kurt Rasche vom Helios Klinikum Barmen in Wuppertal die aktuellen Daten.

Es werde deutlich, dass die Eigenverantwortung des Autofahrers gerade bei Nachtfahrten besonders gefordert ist.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Destatis

Männer liegen bei der Sterblichkeit vorn

Das könnte Sie auch interessieren
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

© brizmaker | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Depressionsscreening

Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

© HL

Herbstsymposium der Paul-Martini-Stiftung

Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Diagnostischer Fingerzeig

Nagelverfärbungen als Indikatoren systemischer Erkrankungen

Lesetipps
Mit einem PSA-basierten Screening sollen Prostatakarzinome früh erkannt werden

© Peakstock / stock.adobe.com

Früherkennung

PSA-basiertes Prostatakrebs-Screening: Langzeitdaten belegen Nutzen

Ein Arzt untersucht den unteren Rücken eines Patienten.

© gilaxia / Getty Images / iStock

Red Flags

Rückenschmerz: Wer muss sofort ins MRT?

Hauterkrankungen wie Ekzeme können sichtbare Beschwerden an den Händen verursachen.

© InfiniteStudio / stock.adobe.com

Überblick

Chronisches Handekzem: Tipps für Diagnostik und Therapie