Bei Opioid-Medikation ist meist ab Therapiestart ein Laxans angesagt

BENSBERG (kas). Palliativmedizinisch betreute Patienten haben häufig eine Obstipation. Hierzu tragen etwa die meist eingeschränkte Flüssigkeitszufuhr und ballaststoffarme Ernährung bei. Ein wichtiger Risikofaktor ist aber auch die Behandlung mit Opioiden. Wichtig ist deshalb, frühzeitig auch eine Laxanzien-Therapie zu beginnen.

Veröffentlicht:

Alle Opioide wirken obstipierend, unabhängig vom Applikationsweg, also auch auch bei transdermaler oder intrathekaler Applikation. Da übliche Basismaßnahmen gegen funktionelle Obstipation wie mehr körperliche Aktivität, höhere Trinkmenge und ballaststoffreichere Ernährung bei vielen palliativmedizinisch betreuten Patienten nicht mehr möglich sind, besteht eine Indikation für Laxanzien. Darauf hat Professor Eberhard Klaschik vom Malteser Krankenhaus Bonn-Hardtberg bei einer Veranstaltung in Bensberg bei Köln hingewiesen.

Leinsamen ist für bettlägerige Palliativ-Patienten ungeeignet

Die Auswahl eines Laxanz verlange dabei besondere Sorgfalt, denn bei unbedachter Laxanzien-Anwendung könne es zu Krämpfen und Diarrhoe kommen, was diese Patienten noch pflegeabhängiger macht, so Klaschik bei der vom Unternehmen Schwarz Pharma unterstützten Veranstaltung. So kämen Füll- oder Quellstoffe wie Lein- oder Flohsamen nur in Frage, wenn Patienten noch viel essen, aber nie bei Bettlägerigen. Zucker-Laxanzien wie Lactulose seien wegen ihrer häufigen unerwünschten Effekte wie Meteorismus bei palliativmedizinisch Betreuten ungeeignet, da die Therapie meist lange Zeit nötig sei.

Unter den osmotisch wirkenden Laxanzien hat sich nach Erfahrung von Klaschik Macrogol 3350 - vom Unternehmen angeboten als Isomol® - als sehr gut verträglich erwiesen. Es hydratisiert verhärteten Stuhl und entzieht dem Körper kein Wasser. Pro Beutel müssen 125 ml Wasser eingenommen werden.

Am Zentrum für Palliativmedizin im Malteser Krankenhaus Bonn-Hardtberg hat sich ein Stufenschema mit Macrogol als Basis-Laxans bewährt. Man beginnt mit einen Beutel Macrogol 3350 pro Tag. Nach zwei Tagen kann man die Menge auf bis zu drei Beutel pro Tag erhöhen, wenn der Patient genug trinkt. Reicht das nicht aus, werden 10 bis 20 Tropfen Natriumpicosulfat dazugegeben oder Senna. In der nächsten der folgenden Therapiestufen wird die Dreier-Kombination von Macrogol, Senna und Paraffin angewandt.

Laxanzienverordnung ist direkt auf dem BtM-Rezept möglich

Nach Ansicht von Klaschik sollte bei einer Opioid-Therapie das Laxans von Anfang an mit verordnet werden und nicht erst dann, wenn eine Obstipation manifest geworden ist. Lediglich bei Tramadol, Buprenorphin und Tilidin, die weniger obstipierend wirkten, könne erst einmal abgewartet werden, so Klaschik. Das Macrogol könne als Komedikation laut Paragraph 8, Absatz 1 der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung direkt mit auf das BtM-Rezept geschrieben werden.

Wenn schon vor Beginn einer Opioid-Therapie eine Obstipation besteht, sollte immer geklärt werden, ob eine gastrointestinale Obstruktion vorliegt, erinnerte Klaschik. Denn bei kompletter Obstruktion dürften keine Laxanzien gegeben werden.

Mehr zum Thema

Schwierige Therapiesituation

Kopfschmerzen bei Kindern: Diese Optionen gibt es

Steigende Prävalenz

Kindliche Rückenschmerzen: Eine neue Volkskrankheit?

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

5 Kriterien der Charité

ME/CFS-Diagnose: So gehen Sie in der Hausarztpraxis vor

Neuer Verschlüsselungsalgorithmus in der TI

gematik verlängert Frist für Austausch der E-Arztausweise

Lesetipps
Vier mittelalte Frauen laufen gemeinsam über eine Wiese und lachen.

© Monkey Business / stock.adobe.com

Wechseljahre

5 Mythen rund um die Perimenopause: Eine Gynäkologin klärt auf

Eine Frau hält sich den schmerzenden Nacken fest

© Kay Abrahams / peopleimages.com / stock.adobe.com

Neue Therapieoptionen

Fibromyalgie: Was bringen Apps, TENS und Cannabis?