Schmerzkranke haben oft Angst und Depressionen

LEIPZIG (grue). Psychische Begleiterkrankungen wie Angst und Depression werden bei Schmerzpatienten zu selten berücksichtigt. Dies sei ein wesentlicher Grund, weshalb die Therapie bei chronischen Schmerzen oft nicht erfolgreich ist, sagt Professor Heinz-Dieter Basler von der Universität Marburg.

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Über die Hälfte der chronisch Schmerzkranken habe zum Beispiel Schlafprobleme und depressive Verstimmungen, mindestens ein Drittel habe auch eine Angststörung, berichtete Basler auf einer Veranstaltung des Unternehmens Pfizer in Leipzig. Diese Trias habe vermutlich eine gemeinsame neurochemische Verbindung im serotonergen System und sei als Reaktion auf den chronischen Stressor Schmerz zu verstehen.

Da allerdings Patienten kaum von sich aus über Störungen von Schlaf und Psyche berichteten, sollten die behandelnden Ärzte gezielt nachfragen, riet der Psychologe: "Wie ist ihr Schlaf? Fühlen Sie sich in letzter Zeit niedergeschlagen und sind kaum aktiv?"

Besteht eine psychische Komorbidität, sollte der Patient am besten von Arzt, Physiotherapeut und Psychologe gemeinsam behandelt werden. In einer Metaanalyse sei ein solches multidisziplinäres Konzept einer reinen Pharmakotherapie bereits nach einem halben Jahr weit überlegen gewesen, hat Basler berichtet. Werden die körperlichen und seelischen Beschwerden jedoch ignoriert, verschlechtert sich das Befinden. Das hat eine prospektive Beobachtungsstudie bei Patienten mit postherpetischer Neuralgie ergeben.

"Doch schon bei der Wahl der Schmerzmedikamente können die Weichen gestellt werden", so Basler, "weil dadurch zum Beispiel der Schlaf massiv beeinflußt wird". Bei peripheren neuropathischen Schmerzen zeichne sich etwa die neue Substanz Pregabalin (Lyrica®) durch eine günstige Wirkung auf das Schlafmuster aus. Besonders REM-Schlaf und Tiefschlaf verbesserten sich damit.

In einer kontrollierten Studie bei Patienten mit Post-Zoster-Neuralgie besserten sich mit 150 bis 300 mg Pregabalin täglich die Schlaf- und Stimmungsstörungen und die Schmerzintensität ließ bei etwa 28 Prozent der Patienten um mindestens 50 Prozent nach. Damit war das Medikament signifikant wirksamer als Placebo.

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